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Verfahren gegen Vater von Tim K. eingeleitet

16. März 2009

Gegen den Vater des Amokläufers von Winnenden ist ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden. Er hatte die Tatwaffe im Schlafzimmer aufbewahrt, so dass Tim K. darauf Zugriff hatte.

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Realschule in Winnenden (Foto: AP)
Die Albertville-Realschule in WinnendenBild: AP
Trauer an der Realschule (Foto: AP)
Trauer und Solidarität für die Familien der OpferBild: AP

Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat ein Ermittlungsverfahren gegen den Vater von Tim K. eingeleitet, der in der vergangenen Woche bei einem Amoklauf in Winnenden 15 Menschen und sich selbst erschossen hatte. Gegenstand ist der Verdacht der fahrlässigen Tötung, wie ein Sprecher der Polizei Waiblingen am Montag (16.03.09) mitteilte.

Zur Begründung hieß es, der Hobby-Schütze habe die auf ihn zugelassene Tatwaffe im elterlichen Schlafzimmer anstatt in einem verschlossenen Waffentresor aufbewahrt. Dies verstoße gegen das Waffengesetz. Dem Vater von Tim K. drohen damit laut Strafgesetzbuch bis zu fünf Jahre Haft oder eine Geldstrafe.

Polizei: Depressionen waren bekannt


Die Polizei bestätigte zudem erneut, dass Tim K. Mitte Dezember 2008 in Vorbereitung seiner Musterung in einem Schreiben das Kreiswehrersatzamt auf seine Depressionen hingewiesen habe. In dem Formular sei einen Arzt des Klinikums am Weissenhof benannt worden.

Wären die Eltern über den Gesundheitszustand ihres Sohnes informiert gewesen und hätten trotzdem die Waffe nicht ordnungsgemäß verschlossen, so ergebe sich der konkrete Anfangsverdacht der fahrlässigen Tötung.

Unterdessen kamen Schüler der Albertville-Realschule erstmals nach dem Amoklauf wieder in ihrem jeweiligen Klassenverband zusammen. Sie wurden mit Bussen abgeholt und in Klassenräume anderer Schulen oder in Sport- und Gemeindehallen gebracht, wie ein Sprecher der Stadt mitteilte.

60 Schuss im Schulgebäude abgefeuert

Die Tatwaffe des Amokschützen (Foto: AP)
Die Tatwaffe: eine Beretta 92Bild: AP/Reproduktion: Daniel Roland

Unterricht im eigentlichen Sinn wird es vorerst aber nicht geben, zumal in dieser Woche weitere Beerdigungen und Trauerfeiern anstehen. Ob ihr altes Schulgebäude, in dem Tim K. nach Presseberichten 60 Schuss abgefeuert hat, jemals wieder benutzt werden kann, ist unklar. Von Normalität könne noch keine Rede sein, erklärte das Regierungspräsidium.

Stärkere Kontrolle gefordert

Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger stellte sich hinter die Forderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer stärkeren Kontrolle von Waffenbesitzern. Es gehe um die Frage, wie stark ein Privathaushalt mit Waffen ausgerüstet sein dürfe und wie man die Einhaltung der Vorschriften kontrollieren könne, sagte der CDU-Politiker nach einer Präsidiumssitzung seiner Partei in Berlin. Der Vater von Tim K. hatte neben der Tatwaffe, einer Beretta 92, noch weitere 14 Waffen in seinem Haus. Und Munition für 4600 Schuss. (al/ml/mas/wga/gri/ap/dpa/afp)