Anklage nach Todesschüssen auf Schwarzen
16. November 2016Der Staatsanwalt im County Ramsey, John Choi, wollte keine Zweifel aufkommen lassen: Der Polizist Jeronimo Yanez habe am 6. Juli in St. Paul "in schneller Folge" sieben Mal auf Philando Castile geschossen, obwohl dieser bei der tragischen Fahrzeugkontrolle ruhig und respektvoll gewesen und den Forderungen des Beamten nachgekommen sei.
"Anhand der umfassenden und gründlichen Untersuchung der Fakten" gehe er davon aus, dass der Einsatz tödlicher Gewalt durch den Polizisten im Vorort Falcon Heights nicht gerechtfertigt gewesen sei und es genügend Beweise dafür gebe, erläuterte Choi vor der Presse. Yanez werde wegen fahrlässiger Tötung des 32-jährigen Afroamerikaners angeklagt und müsse am Freitag erstmals vor Gericht erscheinen. Ihm drohen bis zu zehn Jahre Gefängnis.
Drama live im Internet
Zudem wird dem 28-jährigen Yanez, einem Latino, vorgeworfen, bei dem Einsatz auch die Sicherheit der Freundin und der Tochter des Opfers gefährdet zu haben. Beide waren mit Castile im Auto, als dieser erschossen wurde. Castiles Lebensgefährtin Diamond Reynolds hatte ihren sterbenden Freund gefilmt, die Aufnahme wurde live über Facebook im Internet übertragen und sorgte für Entsetzen und Empörung.
Nach Aussage von Reynolds war die Familie wegen eines kaputten Rücklichts angehalten worden. Castile habe dem Polizisten gesagt, dass er legal eine Waffe dabei habe. Als er seinen Waffenschein und die Fahrzeugpapiere vorzeigen wollte, habe der Polizist das Feuer eröffnet. Die vierjährige Tochter saß auf dem Rücksitz.
Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze haben in den vergangenen Jahren in den USA wiederholt für Massenproteste und Aufruhr vor allem in der afroamerikanischen Bevölkerung gesorgt.
SC/fab (APE, afp, dpae)