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Alte Welt

14. März 2007

Die Weltbevölkerung wächst und altert nach jüngsten Erkenntnissen der Vereinten Nationen im Eiltempo. Vor allem der Anteil alter Menschen nimmt in den nächsten Jahrzehnten demnach drastisch zu.

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Ansammlung dicht beeinander stehender Menschen (Quelle: dpa)
Die Weltbevölkerung wächst noch schneller als bislang angenommenBild: dpa

Die Vereinten Nationen korrigierten am Dienstag (13.03.2007) ihre Prognose für 2050 erneut leicht nach oben. Demnach müssen sich Mitte dieses Jahrhunderts 9,2 Milliarden Menschen den Lebensraum auf der Erde teilen, 2,5 Milliarden mehr als heute. 2005 waren die UN-Experten noch von 9,1 Milliarden Menschen im Jahr 2050 ausgegangen. 2002 lag die Prognose bei 8,9 Milliarden.

Deutliche Veränderungen erwarten die Wissenschaftler auch beim Altersdurchschnitt. Nach den UN-Berechnungen werden 2050 etwa drei Mal so viele alte Menschen auf der Erde leben wie Anfang dieses Jahrhunderts. Heute sind 673 Millionen Menschen älter als 60 Jahre, 2050 könnten es zwei Milliarden sein, ein Drittel der Weltbevölkerung. Auf jedes Kind kämen dann mehr als zwei über 60-Jährige.

Indien bald bevölkerungsreichstes Land

"Vor allem die am wenigsten entwickelten Länder wachsen immer noch rasant“, sagte die Sprecherin der Deutschen Stiftung Weltbevölkerung (DSW), Catherina Hinz, die die neuen Daten am Dienstag in Berlin vorstellte. Allein in den 50 ärmsten Ländern werde sich die Bevölkerung bis 2050 von 0,8 auf 1,7 Milliarden mehr als verdoppeln. In allen Entwicklungsländern zusammen gebe es dann 7,9 Milliarden Menschen. In Europa dagegen lebten im Jahr 2050 etwa 67 Millionen Menschen weniger als heute.

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Der größte Teil der Menschheit wird nach dem UN-Bericht auch in Zukunft in Asien leben. Die mit knapp vier Milliarden Menschen bevölkerungsreichste Region der Erde wächst bis 2050 voraussichtlich um weitere 1,3 Milliarden Menschen. Mit einem Zuwachs um 96 Millionen Menschen werde China allerdings einen deutlich kleineren Anteil beitragen als Indien, das bis 2050 um 524 Millionen Menschen wachsen könnte. Den Berechnungen zufolge verliert China seine Position als Land mit der weltweit höchsten Bevölkerungszahl schon 2025 an Indien.

Industrieländer mit Geburtenrückgang

Der UN-Experte Carl Haub betonte, die Berechnungen basierten auf einer sinkenden durchschnittlichen Kinderzahl pro Frau. Sonst könne die Weltbevölkerung bis 2050 sogar auf fast zwölf Milliarden wachsen. In Zukunft findet das Wachstum ausschließlich in den Entwicklungsländern statt. Dagegen können schon heute 28 Industrieländer auf Grund niedriger Geburtenraten einen Bevölkerungsrückgang nur durch die Aufnahme von Migranten verhindern oder zumindest moderate Zuwächse verzeichnen. Auch Deutschland gehört mit jährlich 150.000 Einwanderern zu dieser Gruppe.

In Ländern mit junger Altersstruktur wie Afghanistan, Uganda, Niger oder dem Kongo werde sich die Bevölkerung in den nächsten 43 Jahren sogar verdreifachen. "Es ist dringend notwendig, dass in diesen Ländern Maßnahmen der Familienplanung stärker gefördert werden“, sagte Hinz. Nur wenn sich das Bevölkerungswachstum verlangsame, könnten diese Länder die Armut erfolgreich bekämpfen.

Geringere Lebenserwartung durch HIV

Obwohl die Anzahl der Aids-Erkrankten, die eine antiretrovirale Therapie erhalten, deutlich gestiegen ist, wirkt sich die Immunschwächekrankheit immer noch stark auf die Lebenserwartung in vielen Entwicklungsländern aus. Im südlichen Afrika, wo die HIV-Infektionsraten am höchsten sind, wird die Lebenserwartung auf Grund der Krankheit von 62 Jahren im Zeitraum 1990 bis 1995 auf nur noch 49 Jahre im Zeitraum 2005 bis 2010 sinken.

Um das Bevölkerungswachstum zu begrenzen, müssen die Industrieländer nach Ansicht der DSW ihre Ausgaben für Entwicklungshilfe deutlich erhöhen. Nur eine Förderung von Aufklärung und Familienplanung könne die Entwicklung bremsen. In Afrika stünden einem Mann nur sieben Kondome pro Jahr zur Verfügung, sagte DSW-Sprecherin Catherina Hinz. (rri)