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Unter der Lupe

Mathias Bölinger10. Juli 2012

Transparency International hat untersucht, wie transparent multinationalen Konzerne sind. An der Spitze steht ein norwegisches Unternehmen, das Schlusslicht bilden zwei chinesische Konzerne.

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Bild: Fotolia/ia_64

Es ist das erste Mal, dass Transparency International eine detaillierte Liste veröffentlicht, in der nicht die Korruption von Staaten, sondern das Verhalten von Unternehmen dargestellt wird. Untersucht wurden 105 multinationale Konzerne. "Die Ergebnisse sind durchwachsen", sagt Edda Müller, die Vorsitzende von Transparency Deutschland. Zwar hätten viele Unternehmen Antikorruptionsprogramme eingerichtet und Stellen, wo "Whistleblower" anonym Verdachtsfälle melden können, doch über ihre Gewinne und Steuerzahlungen in den Staaten, in denen sie tätig sind aus, schweigen sich die Firmen aus. "Dies sind oft die ärmsten Länder dieser Welt, mit äußerst fragwürdigen Regierungsstrukturen."

Ganz vorne: Zwei Rohstoffkonzerne

Die Studie beruht auf einer Liste der 105 weltweit größten Unternehmen des amerikanischen Magazins Forbes.  Ausgewertet wurde, ob die Unternehmen Zahlen zu ihren Geschäften und Steuerzahlungen veröffentlichen und welche Antikorruptionsprogramme sie eingerichtet haben. Die verwendeten Daten stammen ausschließlich aus öffentlich zugänglichen Quellen wie den Unternehmenswebseiten.

De Vorsitzende von Transparency International Deutschland e.V. Edda Müller posiert am Montag (02.05.2011) in Berlin auf einer Pressekonferenz zum jährlichen Globalen Korruptionsbericht. Schwerpunktthema ist in diesem Jahr der Klimawandel mit Analysen von Emissionshandel und Abholzung. Foto: Jens Kalaene dpa/lbn
Edda MüllerBild: picture-alliance/dpa

Angeführt wird die Liste von der norwegischen Ölfirma Statoil und dem britisch-australischen Bergbaukonzern Rio Tinto, das Schlusslicht bilden die chinesische Bank of Communications und die Bank of China. "Für Firmen aus Ländern wie China, die am Boden des Indexes landen, sind die internationale Normen und Standards neu", erläutert Robin Hodess von der Forschungsabteilung der Organisation. "Aber das ändert sich schnell. Letztes Jahr hat China Gesetze gegen Bestechung im Ausland verabschiedet und sich und seine Gesetze damit in Einklang mit den OECD-Regeln gegen Korruption im Ausland gebracht."

Einen Zusammenhang zwischen Standort und Transparenz des Unternehmens möchte Hodess deshalb nicht herstellen. Auf den letzten Plätzen finden sich auch die japanische Honda Motors oder amerikanische Großkonzerne wie Google und  Apple. Auch Microsoft und Amazon liegen im untersten Bereich der Liste.

Wenig Transparenz in der Finanzbranche

Schlecht schneiden auch Unternehmen der Finanzbranche ab. Die Finanzgiganten Goldman Sachs, die Bank of America, VISA oder die Citigroup finden sich allesamt im letzten Drittel. "Aus unserer Sicht belegt die Studie erneut, dass wir mehr Regulierung und verbindliche Berichtsstandards für den Finanzsektor brauchen", sagt Edda Müller. "Man kann nicht Steuergelder zur Rettung kassieren und sich gleichzeitig weigern, öffentlich zu dokumentieren, dass man zum Beispiel in einzelnen Ländern ordentlich Steuern zahlt."

Auch sieben deutsche Unternehmen werden in der Liste ausgewertet, zum Beispiel der Softwarehersteller SAP, der Chemiekonzern BASF und der Versicherungskonzern Allianz. Sie schneiden relativ gut ab, alle sieben sind im oberen Drittel der Liste aufgeführt. Nach Korruptionsermittlungen gegen Siemens in den USA hätten in Deutschland viele Großunternehmen ihre Prävention ausgebaut. Schwach seien deutsche Unternehmen aber immer noch, wenn es darum geht, ihre Aktivitäten in anderen Ländern zu dokumentieren, sagt Müller. Kritik übt Transparency International außerdem an der Bundesregierung. Die EU hat eine Richtline beschlossen, die Unternehmen im Rohstoffsektor verpflichten soll, ihre Geldströme transparenter zu machen. Berlin weigert sich bisher, diese Vorgabe umzusetzen.

Der Schriftzug des Technologiekonzerns Siemens ist am Mittwoch (11.01.2012) auf einer Tafel und auf dem Gebäude der Deutschlandzentrale der Deutschlandzentrale von Siemens in München (Oberbayern) zu sehen. Foto: Andreas Gebert dpa
Siemens-Zentrale in MünchenBild: picture alliance / dpa