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Trügerische Ruhe im Kongo

23. August 2006

Nach zweitägigen Waffengefechten ist im Kongo Ruhe eingekehrt. Doch der UN-Sicherheitsrat zeigt sich weiterhin besorgt: Ein geplantes Treffen der Rivalen Kabila und Bemba müsse so schnell wie möglich stattfinden.

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Gespannte Lage in Kinshasa: Nur die Präsenz von UN- und EU-Truppen sorgt für RuheBild: picture-alliance / dpa

In der kongolesischen Hauptstadt Kinshasa ist am Dienstag Abend (22.8.2006) ein Waffenruhe-Abkommen zwischen den beiden Konfliktparteien in Kraft getreten. Vertreter von Präsident Joseph Kabila und Ex-Rebellenführer Jean-Pierre Bemba hatten zuvor das Abkommen über den Rückzug ihrer jeweiligen Truppen gemeinsam mit Vertretern der UN-Truppe Monuc, der europäischen Eufor und der europäischen Polizeimission Eupol unterzeichnet. Laut dem Sprecher der EU-Truppe, Oberstleutnant Peter Fuss, hätten die zur Verstärkung eingeflogenen Fallschirmjäger ein starkes Signal in der seit Sonntagabend immer wieder von Gefechten erschütterten Stadt gesetzt.

"Keine militärische Lösung für politische Probleme"

Stichwahl im Kongo - Kabila gegen Bemba
Bemba und Kabila: UN-Sicherheitsrat drängt auf Treffen der RivalenBild: picture alliance /dpa

Unterdessen zeigte sich der UN-Sicherheitsrat angesichts der bewaffneten Zusammenstöße und anschließenden Plünderungen im Kongo, die seit Bekanntgabe der Wahlergebnisse mindestens 14 Menschen das Leben gekostet haben, ernsthaft besorgt. Es gebe "keine militärische Lösung für die politischen Probleme" des Landes, mahnte das Gremium nach einer Sondersitzung am Dienstag in New York. Die 15 Sicherheitsratsmitglieder hofften zudem, dass ein geplantes Treffen der beiden Konkurrenten um das Präsidentenamt "so bald wie möglich" stattfinden werde. Der UN-Sondergesandte William Lacey Swing ist mit der Vermittlung beauftragt worden.

Botschafter unter Beschuss

Den dritten Tag in Folge hatte es in Kinshasa schwere Gefechte zwischen den bewaffneten Anhängern Bembas und Kabilas gegeben. Bemba, der anfänglich als der eigentliche Risikofaktor galt, wurde am Montagnachmittag in seiner Privatresidenz von gepanzerten Fahrzeugen der Leibgarde Kabilas unter schweren Beschuss genommen. In dem Gebäude fand gerade ein Treffen nahezu sämtlicher Diplomaten im Kongo statt, die Bemba zur Mäßigung bewegen wollten – darunter auch der deutsche Botschafter Reinhard Buchholz, sowie die Botschafter aus Frankreich, USA und Vertreter der UN. Erst nach stundenlangem Beschuss konnten die Diplomaten von Soldaten der Monuc und Eufor in Sicherheit gebracht werden.

Einer der Botschafter zeigte sich überzeugt, dass Bemba nur Dank der Anwesenheit des diplomatischen Corps mit dem Leben davongekommen sei – der Angriff habe seiner Meinung nach eindeutig auf die Ermordung Bembas abgezielt.

Wahlergebnis als Auslöser

Straßenszene in Kinshasa Demokratische Republik Kongo UN Soldaten
UN-Truppen in den Straßen von KinshasaBild: AP

Die Kämpfe hatten begonnen, als am Sonntag bekannt wurde, dass Kabila und Bemba in der für den 29. Oktober geplanten Stichwahl erneut gegeneinander antreten werden. Nach dem vorläufigen Ergebnis der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hatte keiner der beiden die absolute Mehrheit erreicht: Kabila lag mit 44,8 Prozent vor Bemba, der auf 20 Prozent kam. Zur Sicherung der Wahl hatte die EU 2000 Soldaten in das Land geschickt, darunter mehr als 700 Deutsche. Die Abstimmung war die erste freie Präsidentenwahl im krisengeschüttelten Kongo seit über 40 Jahren. (lc)