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Tausende Tote bei Erdbebenkatastrophe im Iran

26. Dezember 2003

Ein schweres Erdbeben hat im Südosten Irans viele Orte zerstört. Das Zentrum des Bebens lag in der Umgebung der Stadt Bam. Dort sind viele Menschen unter den Trümmern ihrer Häuser verschüttet.

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Eine Mutter trauert um ihre TochterBild: AP
Erdbeben im Iran
Ein Opfer des Erdbebens in der ostiranischen Stadt Bam wird von drei Nonnen notdürftig in einem Krankenhaus versorgt.Bild: AP

„Das Erdbeben hat die Stadt getroffen, als die meisten Leute im Bett waren“, sagte der iranische Abgeordnete Hassan Choschru. Deswegen sei die Zahl der Todesopfer besonders hoch. Möglicherweise seien bis zu 10.000 Menschen ums Leben gekommen. Diese Schätzung beruhe auf Angaben von Rettungskräften in Bam, sagte Choschru, der die betroffene Provinz Kerman im Parlament vertritt.

„Wie nach einem Bombenangriff“

Die Zerstörungen in der etwa 100.000 Einwohner zählenden Stadt überstiegen nach Choschrus Angaben jede Vorstellungskraft. Eine erste Lagebeurteilung aus der Luft habe ergeben, dass mehr als 60 Prozent der Häuser in Bam eingestürzt seien. Die historische Altstadt von Bam sei nahezu völlig zerstört, sagte der Gouverneur der Provinz Kerman, Mohammed Ali Karimi. Zu den eingestürzten Gebäuden gehört auch die Zitadelle von Bam, deren älteste Teile rund 2.000 Jahre alt sind.

Zur Versorgung der Verletzten riefen die Behörden zu Blutspenden auf. Der Iranische Rote Halbmond, das islamische Pendant zum Roten Kreuz, teilte mit, dass Rettungskräfte aus zahlreichen Landesteilen nach Bam unterwegs seien. „Wir tun alles, was wir können, um die Verletzten zu retten und die Toten zu bergen“, sagte Karimi im staatlichen Fernsehen. „Viele Menschen sind unter den Trümmern begraben.“ Ein Reporter des türkischen Fernsehsenders NTV berichtete, Bam sehe aus wie nach einem Bombenangriff. „Die Leute versuchen, Leichen aus den Trümmern zu bergen.“

Internationale Hilfe angefordert

Das Epizentrum des Bebens lag in der Umgebung von Bam. Es hatte die Stärke 6,3 auf der Richterskala. Dem Erdstoß um 05.28 Uhr Ortszeit (02.58 Uhr MEZ) folgten mehrere Nachbeben. Auch aus den Ortschaften der Umgebung von Bam wurden Schäden gemeldet. In der Region leben nach Angaben des Abgeordneten Choschrus etwa 230.000 Menschen.

Das Gesundheitsministerium in Teheran bat inzwischen internationale Organisationen um Hilfe. Am wichtigsten seien jetzt Desinfektionsmittel, Anlagen für die Trinkwasserversorgung, Pumpen und Stromgeneratoren, sagte Mohammad Ismail Akbari vom Gesundheitsministerium.

Hilfe aus Deutschland

Die Bundesregierung bot dem Iran Hilfe an. Das Hilfsangebot sei angenommen worden, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes in Berlin. Am Freitagabend sollte von Deutschland aus ein erstes Flugzeug mit Hilfsgütern in das Katastrophengebiet abfliegen. Das Auswärtige Amt richtete einen Krisenstab ein.

In Berlin reagierten Bundespräsident Johannes Rau und die Bundesregierung mit Bestürzung auf die Nachricht von der Erdbebenkatastrophe. Rau sprach dem iranischen Präsidenten Mohammed Chatami seine Anteilnahme aus und erklärte: „Ich bitte Sie, auch im Namen meiner Landsleute, den trauernden Angehörigen der Opfer und dem iranischen Volk unser Beileid zu übermitteln.“ (hh)