Abschied von dem "Größten"
10. Juni 2016Mit einem Trauerzug durch Louisville haben die Bewohner Abschied genommen. Ein Konvoi aus rund 20 Limousinen zog über eine Strecke von 30 Kilometern durch die Orte, die in der Kindheit und frühen Karriere Muhamad Alis bedeutend waren. Tausende Fans postierten sich am Straßenrand - viele mit Fotos des dreifachen Schwergewicht-Weltmeisters in den Händen.
Prominente Sargträger
Nach dem Trauerzug sollte Ali im privaten Kreis auf dem historischen Friedhof Cave Hill Cemetery beigesetzt werden. Zu den Sargträgern zählten der letzte "unumstrittene Boxweltmeister" im Schwergewicht, Lennox Lewis, und der Schauspieler Will Smith, der Ali in dem gleichnamigen Film dargestellt hatte. Auf dem Grabstein der Boxlegende stand lediglich "Ali".
Für die anschließende Trauerfeier in einer Sportarena mit Bill Clinton und Billy Chrystal hatten die Veranstalter ganz nach dem Willen Alis kostenlose Tickets vergeben. Die 15.000 Freikarten waren nach einer Stunde vergriffen.
Zuvor hatte die muslimische Zeremonie Janazah die zweitägigen Trauerfeierlichkeiten eingeleitet. Tausende Menschen nahmen während des kurzen Rituals von der Ausnahmepersönlichkeit Abschied. Der Ort, die "Freedom Hall", war bewusst gewählt: Dort hatte Muhammad Ali 1961 seinen letzten in Louisville ausgetragenen Boxkampf gewonnen. Der Sarg des Jahrhundertsportlers und Bürgerrechtsaktivisten wurde durch die Halle getragen. Muslimische Männer und Frauen beteten in getrennten Reihen.
Verkörperung eines toleranten Islam
Ali war als junger Mann zum Islam konvertiert. Sein Religionswechsel im Jahr 1964, bei dem der Boxer auch seinen bürgerlichen Namen Cassius Clay aufgab, hatte damals noch viele Amerikaner entsetzt. Heute wird der Sport-Entertainer, der am vergangenen Freitag im Alter von 74 Jahren starb, nicht nur von Muslimen als Verkörperung eines toleranten und friedfertigen Islams verehrt.
Einer reiste nicht zu diesem letzten großen Auftritt des Boxers, der seine Gegner nicht nur mit Fäusten, sondern auch mit Worten attackierte: Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan entschied sich kurzfristig gegen eine Teilnahme an der Trauerfeier und reiste nach der muslimischen Zeremonie aus Louisville ab. Hintergrund waren offenbar schwere Differenzen mit den US-Organisatoren der Feierlichkeiten. Erdogan wollte nach Informationen türkischer Medien ein Stück des mit Koran-Versen verzierten Stoffes aus der großen Moschee in Mekka auf Alis Sarg legen, was ihm nicht gestattet worden sei.
mm/rk/jj (afp, ap, sid)