1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Suu Kyi fordert Versöhnung

14. Juni 2012

Die birmanische Friedensnobelpreisträgerin Suu Kyi ist nach 24 Jahren zu Besuch in Europa. Sie setzt auf einen Neuanfang in ihrem Land. Der Umgang mit einer muslimischen Minderheit wird dort immer mehr zum Problem.

https://p.dw.com/p/15EXN
Aung San Suu Kyi und der Chef der der Internationalen Organisation für Arbeit , Juan Somavia (Foto: Reuters)
UN-Hauptquartier - Aung San Suu KyiBild: Reuters

Auf ihrer ersten Europareise nach Ende ihres Hausarrests hat Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi ihre Landsleute in Birma (Myanmar) zur politischen Versöhnung aufgerufen. Bei der Konferenz der Internationalen Organisation für Arbeit (ILO) in Genf sagte sie, der beginnende Prozess der Demokratisierung in der ehemaligen Militärdiktatur dürfe nicht durch Akte der Vergeltung belastet werden. Mit Blick auf ihr persönliches Leid während der Militärherrschaft fügte sie hinzu, es sei nicht ihre Aufgabe, "zu vergeben oder nicht zu vergeben". Wichtig sei es, einen funktionierenden, "kraftvollen" Rechtsstaat in ihrem asiatischen Heimatland aufzubauen. Dazu sei auch eine wirtschaftliche Unterstützung ihres Landes notwendig. Die Aufhebung der Sanktionen gegen Birma sei eine einzigartige Gelegenheit, die Anstrengungen der internationalen Gemeinschaft mit jenen Birmas zu vereinen, sagte sie bei einem Treffen mit ILO-Chef Juan Somavia (Artikelbild).

Konflikt zwischen Buddhisten und Moslems

Auf die Frage, ob der in Birma unterdrückten muslimischen Minderheit der Rohingya das Bürgerrecht gegeben werden sollte, reagierte die Parlamentsabgeordnete ausweichend. Die Krise um die Minderheit müsse in einem politischen Rahmen und rechtsstaatlich gelöst werden, forderte sie.

Bei Zusammenstößen zwischen Buddhisten und den Muslimen waren in den vergangenen Wochen mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Über die Unruhe-Provinz Rakhine im Westen Birmas wurde der Notstand verhängt. Was genau in der birmanischen Region derzeit passiert, bleibt aus Mangel an unabhängigen Quellen unklar. Mitarbeiter internationaler Medien dürfen nicht nach Rakhine einreisen. In Birmas Öffentlichkeit werden die Rohingya als Schuldige des Konflikts dargestellt.

Der UN-Sonderbotschafter für Birma, Tomas Ojea Quintana, warnte, die Spannungen zwischen ethnischen und religiösen Gruppen stellten eine Gefahr für den demokratischen Übergang des Landes dar. Rakhinen im thailändischen Exil werfen den birmanischen Sicherheitsbehörden Einseitigkeit vor. Eine Sprecherin der Volksgruppe erklärte, die Polizei lassen "den buddhistischen Mob gewähren".

Mit dem Boot auf der Flucht: Angehörige der Rohingya-Minderheit (foto:rtr)
Angehörige der muslimischen Minderheit der Rohingya suchen eine neue HeimatBild: Reuters

Seit Jahrhunderten in Birma

Die Rohingya selbst sehen sich als ein Volk, das seit Jahrhunderten in Rakhine lebt und zu Zeiten der britischen Kolonialherrschaft noch die Bevölkerungsmehrheit stellte. Erst durch die gezielte Zuwanderung von buddhistischen Birmanen seien die Mehrheitsverhältnisse verkehrt worden. Amtlich betrachtet Birma die Rohingya als Ausländer. Sie seien erst in jüngerer Zeit illegal aus Bangladesch eingewandert, heißt es. Auch im islamischen Nachbarland Bangladesch sind die Rohingya unwillkommen. 200.000 von ihnen sollen dort nach Schätzungen als Flüchtlinge in provisorischen Lagern leben.

Nach UN-Schätzungen leben 800.000 Angehöriger der Rohingya-Minderheit in Birma. 30.000 von ihnen seien in jüngster Zeit vor den Ausschreitungen geflohen.

Suu Kyi will von der Schweiz nach Oslo weiterreisen, wo sie am Samstag - 23 Jahre nach der Verleihung des Friedensnobelpreises - die Auszeichnung persönlich entgegennehmen wird. Ihren 67. Geburtstag will sie in der kommenden Woche mit ihren beiden in London lebenden Söhnen feiern.

hp/SC (epd, dapd, kna, afp)