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Surfen für die Liebe

Miriam Beiseler27. Mai 2004

Das Internet erreicht immer mehr Lebensbereiche: Nach virtuellen Partnerbörsen sind nun auch Online-Hochzeiten möglich. Online-Scheidungen gibt es allerdings noch nicht ...

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So kann eine erfolgreiche Online- Partnersuche endenBild: BilderBox

Im letzten Jahr gab es deutschlandweit rund 14,5 Millionen Single-Haushalte. Und die Zahl steigt beständig: Innerhalb der letzten drei Jahre wurden 500.000 Einpersonenhaushalte mehr gezählt. Anhand dieser Zahlen lässt sich ungefähr erahnen, wie viele Singles in Deutschland leben. Schätzungsweise 7,5 Millionen Singles sind auf Partnersuche.

Virtuelles Kennenlernen

Gibt man die Begriffe "Partnersuche" und "online" in eine Internet-Suchmaschine ein, dann zeigt sich, wie intensiv die Alleinstehenden nach Zweisamkeit suchen: Rund 1,5 Millionen Treffer zeigt die Suchmaschine Google an. Aus den USA ist der Trend nach Europa gekommen - Partnerbörsen und Freundschaftsseiten boomen. Und immer mehr Deutsche registrieren sich auf den virtuellen Begegnungsplattformen. Die Düsseldorfer Innofact AG befragte im letzten Jahr 3500 Personen zu ihrem Internetvertrauen. Demnach glaubten 66 Prozent daran, dass sich ein passender Partner übers Internet finden lässt.

Online und echte Beziehung

I love you virus
Liebesschwüre im Internet - nicht immer ein VirusBild: APTN

Partnerbörsen wie die Testsiegerseite "friendscout24.de" sind nicht nur für Singles interessant: Petter Holme von der Stockholmer Universität untersuchte 17 Monate lang das Kontaktverhalten von Partnersuchenden im Netz. Auf der schwedischen Online-Kontaktseite "pussokram" (übersetzt: küssen und umarmen) chatten und mailen rund 30.000 registrierte junge Erwachsene. Holmes stellte Unterschiede zwischen virtuellen und realen Beziehungen fest. In normalen Beziehungen orientieren sich Partner an Typen, die ihnen ähnlich sind: Beliebte Personen gehen bevorzugt mit anderen gesellschaftlich anerkannten Personen aus. Anders die Situation bei virtuell geknüpften Beziehungen.

Holmes fand heraus, dass die Personen im Internet weniger wählerisch sind. Seiner Meinung nach liegt das veränderte Verhalten an der Anonymität der Benutzer. Jeder "pussokram"-Benutzer schafft sich eine virtuelle Identität. Mit dieser neuen Identität sind sie offen für andere Beziehungspartner, die in der realen Welt nicht in ihr Partnerbild passen.

Ja-Wort online

Neben Partnerbörsen und Flirtseiten existieren diverse Hochzeitsseiten. OnlineHochzeit.de ist die einzige Seite, auf der eine symbolische Heirat möglich ist. Dort kann man sich mit seinem Lebenspartner oder auch dem Kuschelteddy trauen lassen - das "Brautpaar" ist an keine Gesetze oder gesellschaftliche Zwänge gebunden. Genausowenig rechtliche oder religiöse Bedeutung besitzt die Online-Heirat. Die Betreiber sagen, dass die Bedeutung allein in den Herzen der Benutzer liegt. Für die virtuelle Hochzeit ist nur ein geringer Aufwand nötig: Computer inklusive Internetanschluss. Mehr nicht. Im realen Leben ist das anders.

Nach der Wahl, ob die Trauung evangelischen oder katholisch sein soll, verfolgt das Brautpaar die Zeremonie: Aus den eingeschalteten Sound-Boxen schallen die Stimmen der drei maßgeblich beteiligten Personen: Die Texte von Priester oder Pfarrer, Braut und Bräutigam sind vorgesprochen. Das Brautpaar vor dem Bildschirm kann nach Belieben die Texte und Liebesschwüre mitgesprechen. Nach dem Schritt vor den virtuellen Computer-Altar kann das Paar seine Hochzeit der gesamten Internetgemeinde mitteilen: mit einer Hochzeitsanzeige. Seit Dezember 2002 wählten über 210 Paare einen passenden Trauspruch und einen Trauzeugen für diesen Service aus.

Wenn´s schief geht

Junges Paar küsst sich
Zwei Singles wenigerBild: BilderBox

In einer weiteren Innofact-Befragten wurden 1000 Internetnutzer zu ihren Lebenspartnern befragt. Zwölf Prozent gaben an, ihren derzeitigen Lebenspartner online kennen gelernt zu haben. Und wenn die Beziehung doch mal auseinander geht, stehen Online-Partnerberatungen zur Verfügung. Um das virtuelle Angebot aber komplett zu machen, fehlt noch die Online-Scheidung. 2002 standen im realen Leben 204.000 Ehescheidungen einer Zahl von 390.000 Eheschließungen gegenüber.