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Stolperstein: Südstaatenflagge

Daniel Scheschkewitz6. November 2003

Howard Dean ist beliebt und bekommt Unmengen an Wahlkampfspenden. Erobern muss er nun noch die Südstaaten. Dabei geht Dean jedoch nicht immer sehr geschickt vor.

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Howard Dean ist der eigentliche Überraschungskandidat des Präsidentschafts-Vorwahlkampfes 2004. Der demokratische Ex-Gouverneur aus Vermont liegt nicht nur in vielen Meinungsumfragen im weiten Feld der demokratischen Kandidaten ganz vorn, er wird von seinen Anhängern mit Wahlkampfspenden geradezu überschüttet.

Aber Howard Dean hat ein großes Problem. Er ist der Kandidat des Anti-Establishments, der Friedensbewegung und des linksliberalen Bürgertums der Ostküsten- und Neuenglandstaaten. Im agrarischen Süden der USA, der für den Wahlausgang im nächsten Jahr von entscheidender Bedeutung sein könnte, ist Dean ein Nobody.

Eroberung der Südstaatler

Aber Dean wäre nicht Dean, wenn er diesen Umstand nicht mit einem unkonventionellen Spruch zu ändern versucht hätte. Also pries er sich unlängst in einem Interview mit einer Südstaatenpostille als Ideal-Kandidat der weißen Farmer an, die am liebsten mit dem Pickup-Truck und der Flagge der konföderierten Südstaatenarmee durch die Gegend fahren. Was Dean damit meinte war: Wir können die Wahlen 2004 nur gewinnen, wenn wir auch die Wählerschichten ansprechen, die schon vor Jahrzehnten zu den Republikanern übergelaufen sind.

Das letzte Mal, dass die Demokratische Partei im Süden der Vereinigten Staaten die Präsidentschaftswahlen gewinnen konnte, war im Jahre 1976 mit Jimmy Carter. Der kam im Gegensatz zu Howard Dean allerdings selbst aus dem Südstaat Georgia. Dean aber ist im Neuenglandstaat Vermont Zuhause, dessen kulturelles Gefälle zu den Südstaaten Amerikas mindestens dem Unterschied zwischen Niederbayern und Ostfriesland entspricht.

Endlich eine Angriffsfläche

Das Interview, in dem Dean sich als Idealkandidat für Weiße, die mit einer Südstaatenflagge herumfahren bezeichnete, wurde zudem als politische Unkorrektheit empfunden. Die Südstaatenflagge ist in den USA vor allem für die Schwarzen ein Symbol für Rassismus und Sklaverei. Entsprechend scharf reagierten seine Kontrahenten um die demokratische Präsidentschaftskandidatur.

Bei einer Podiumsdiskussion am Dienstagabend musste sich Dean fast handgreiflich gegen den aufgebrachten schwarzen Kandidaten Al Sharpton zur Wehr setzen. Sharpton hatte von einer Beleidigung für die Bürgerrechtler und für das Erbe Martin Luther Kings gesprochen - ein Erbe, auf das sich sonst auch Howard Dean gerne beruft.

Ein anderer Kandidat, John Edwards, der selbst aus dem Südstaat North Carolina kommt, warf Dean vor, sich herablassend gegenüber der Südstaatenbevölkerung benommen zu haben. Endlich haben seine Mitbewerber eine Angriffsfläche bei dem populären Dean gefunden.

Dean kämpft weiter

Dean räumte zwar ein, dass die Konföderiertenflagge ein rassistisches Symbol sei, nichtsdestotrotz müsse man diese Wählerschicht zurückgewinnen. Ob Dean auf der Suche nach den Südstaatenrebellen nun gepunktet oder doch eher einen Fauxpas begangen hat, wird sich spätestens Anfang Februar zeigen, dann werden in einer Reihe von Südstaaten erste Vorwahlen abgehalten. Vorsichtshalber entschuldigte er sich jedoch für seine Äußerungen über die Südstaatenflagge.