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Slowakei: Billiges Leben auf dem Land Illusion

20. Juli 2004
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Bratislava, 19.7.2004, RADIO SLOWAKEI IS, deutsch

In der Slowakei gibt es zwischen den einzelnen Regionen dramatische und immer größere Unterschiede – sowohl am Lebensniveau als auch an der Bildung. Auf dieses Faktum wurde die slowakische Regierung schon von der Weltbank aufmerksam gemacht. Laut statistischen Angaben vom Vorjahr geben z. B. die Bewohner des Bratislavaer Kreises doppelt so viel Geld aus wie die Bewohner des ostslowakischen Kreises Presov.

Viel geringer ist der Unterschied betreffs der Ausgaben für Lebensmittel. Essen muss nämlich jeder Mensch und heute gilt es nicht mehr, dass das Leben auf dem Lande billiger ist. Im Kreis Bratislava gab man für Lebensmittel monatlich etwa 2000 SK (etwa 50 EUR) aus, wobei der Durchschnittslohn fast 19 000 Kronen (ca. 475 EUR) betrug. Im Kreis Presov waren es 1400 Kronen, beim Durchschnittslohn 14 000 SK. Über die Qualität der Lebensmittel sprechen die Statistiken jedoch nicht.

Der Soziologe Lubomir Faltan macht darauf aufmerksam, dass die Supermärkte in den Städten ihre Waren zu relativ niedrigeren Preisen anbieten, was auf dem Lande nicht möglich ist, und infolge dessen ist auch das Leben auf dem Lande nicht mehr so preisgünstig wie zuvor. Paradoxerweise sind oft die Lebensmittel auf dem Lande teurer als in der Stadt.

Die Dorfbewohner, die im Durchschnitt viel weniger verdienen als die Menschen in den Städten, wissen sich doch Rat. Sie pflanzen in ihren Gärten Kartoffeln und Gemüse an und halten auch Geflügel. Die Armut beeinflusst allerdings die Lebensqualität und vertreibt Gebildete vom Lande. Infolge dessen ist auch die Konzentration der Uni-Absolventen in den Städten dreimal so hoch wie auf dem Lande.

Einige Experten meinen dagegen, dass der Abgang der gebildeten Bewohner die Unternehmer zwingen wird, der restlichen Bevölkerung infolge einer geringeren Arbeitskraft-Wahl die Löhne zu erhöhen. (fp)