Skandal um Klonpionier
24. November 2005Der südkoreanische Gentechnik-Pionier Hwang Woo Suk gab auf einer Pressekonferenz in der Seouler National-Universität am Donnerstag zu, Eizellspenden von zwei seiner Mitarbeiterinnen für die Forschung benutzt zu haben. Hwang und sein Team hatten im vergangenen Jahr erstmals weltweit einen menschlichen Embryo geklont und daraus Stammzellen für die Herstellung von neuem Gewebe gewonnen. In diesem Jahr gab Hwangs Team bekannt, erstmals einen Hund geklont zu haben.
"Beschämend und schrecklich"
Dass Hwang Eizellen von zwei Mitarbeiterinnen in seinem Gentechnikprojekt benutzte, wurde im vergangenen Jahr erstmals von einem Reporter des Wissenschaftsmagazins "Nature" aufgedeckt. Hwang bestritt dies zunächst. Jetzt bestätigte der Wissenschaftler die Vorwürfe und sagte, er habe mit seinem anfänglichen Dementi die Privatsphäre seiner Mitarbeiterinnen schützen wollen. Gleichzeitig wurde bestätigt, dass Hwang auch Eizellen über einen Arzt erhalten habe, der einige Spenderinnen dafür bezahlt habe. Diese Praxis sei 2003 eingestellt worden und seinerzeit nicht illegal gewesen.
Das Eingeständnis über die Herkunft der Eizellspenden sei für ihn "beschämend und schrecklich", sagte der Forscher, der sich zugleich für den Vorfall entschuldigte. Die Praxis gilt in Wissenschaftskreisen als unethisch wegen des Risikos, dass Druck durch die Vorgesetzten ausgeübt wird. Wissenschaftler sollen nach einem internationalen Ethik-Codex keine von ihnen abhängig Beschäftigte für ihre Forschungen heranziehen. Damit soll der Gefahr von Ausbeutung begegnet werden.
Vorwürfe schon länger bekannt
In den vergangenen Monaten waren immer mehr Missstände in Hwangs Forschungsteam bekannt geworden. Vor zehn Tagen schied Hwangs US-Kollege Gerald Schatten im Streit aus dem Team. Er habe bisher immer Hwangs Versicherungen geglaubt, sich nur auf freiwillige Spenden gestützt zu haben, sagte Schatten damals. Aufgrund neuer Informationen habe er aber einsehen müssen, dass er belogen worden sei.
Hwang wird sich vom Vorsitz der "Welt-Stammzellen-Drehscheibe" und aus allen anderen staatlichen und privaten Organisationen zurückziehen. Hwang will seine Forschungen in der Universität jedoch weiter betreiben. Die "Welt-Stammzellen-Drehscheibe" wurde erst am 19. Oktober eingeweiht. Auf Initiative von Hwang hatten Stammzellenforscher auf drei Kontinenten im Oktober ein Konsortium gegründet, das das therapeutische Klonen weltweit vorantreiben soll.
Dabei bot Hwang Kollegen in aller Welt die Zusammenarbeit an. Die Idee: Die Forscher können embryonale Stammzellen bestellen, die für ihre Studien maßgeschneidert sind. Deutsche Forscher dürfen diese Zellen nach geltendem Recht allerdings nicht importieren.
Rückdeckung vom Gesundheitsministerium
Das Gesundheitsministerium in Seoul nahm Hwang in Schutz. Die Eispenden hätten keine internationalen Richtlinien verletzt, da sie freiwillig erfolgt seien. Die Stammzellenforschung Hwangs und anderer Forscher ist umstritten, weil sie auf die Herstellung von menschlichen Embryonen zum alleinigen Zweck der Forschung zurückgreifen. (stl)