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Skandal im ungarischen Rundfunk

4. September 2006
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Den kürzlich gestorbenen populären ungarischen Dichter György Faludy dürfte es amüsiert haben: Der ungarische Staatsrundfunk hat aus Versehen einen Tag nach seinem Tod eine Kabarettsendung ausgestrahlt, in der Faludys Stimme nachgeahmt wird. Auf die Frage, warum die Literaturhistoriker ihn nicht mögen, antwortet Faludys Stimmenimitator: "Weil ich noch lebe." Der Rundfunk entschuldigte sich gleich nach Ausstrahlung der Sendung. Intendant György Such ordnete eine Untersuchung dieses "unglücklichen" Vorfalls an. Faludy war am Samstag im Alter von 95 Jahren gestorben.

Sein wichtigstes Prosawerk, auf Deutsch 1964 unter dem Titel "Heitere Tage in der Hölle" erschienen, gilt als Vorläufer von Alexander Solschenitzyns "Archipel Gulag". Populär wurde er in Ungarn aber vor allem durch seine Gedichte, viele davon erotischen Inhalts. Auch sein exzentrischer Lebenswandel faszinierte: Er lebte 36 Jahre lang mit dem früheren US-Balletttänzer Eric Johnson zusammen und heiratete 2004 die damals 26-jährige ungarische Dichterin Fanny Kovacs. Sein letztes Buch "Im Vorhof der Hölle", sollte am 4.9.2006 in Budapest vorgestellt werden.