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Sierens China: Harte Bandagen

Frank Sieren25. September 2015

Chinas Präsident Xi Jinping verspricht der US-amerikanischen Hightech-Industrie einen besseren Marktzugang. Dafür wird der Wettbewerb im chinesischen Markt umso härter, meint DW-Kolumnist Frank Sieren.

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Xi Jinping mit US-amerikanischen CEOs am Runden Tisch in Seattle, USA (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Huang Jingwen

Normalerweise ist das Spiel sehr einfach. Solange die westlichen Unternehmen neue Technologien haben und solange die Chinesen Marktanteile zu vergeben haben, gibt der Westen China Technologien und bekommt dafür Anteile am großen chinesischen Markt. Das gilt allerdings nicht für alle Industrien. Peking ist nämlich sehr wählerisch, wenn es um die Zulassung ausländischer Unternehmen in ihrem Markt geht, vor allem, wenn sie aus dem Bereich Internet, Social Media, Hightech und Online-Shopping kommen.

Das war deutlich zu sehen, als Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping diese Woche 15 US-amerikanische Chefs aus dieser Branche in Seattle zum Abendessen empfing: Dabei waren Apple, stark im Markt, aber von chinesischen Wettbewerbern unter Druck gesetzt; Amazon, die nur schwer Fuß fassen angesichts der lokalen Wettbewerber Taobao und TMall des Onlinegiganten Alibaba; IBM, die vor vier Jahren ihre Computersparte an den chinesischen Hersteller Lenovo verkauft haben und seitdem im chinesischen Markt ein Nischendasein führen; und Microsoft, deren Software zwar viel kopiert wird, aber darum kaum verkauft, sodass kaum eine Chance für Microsoft besteht, in China Geld zu verdienen.

Nicht dabei: Facebook und Google

Nicht eingeladen waren Facebook-Chef Mark Zuckerberg und Google-Chef Larry Page. Sie bekommen gar keinen Fuß mehr in die Tür, weil ihre Webseiten von der chinesischen Zensurbehörde geblockt werden. Nur über Umwege sind sie in China überhaupt erreichbar. Daher nutzen Chinesen lieber chinesische Versionen wie Baidu oder Weixin. Warum das so schwierig ist für diese amerikanischen Unternehmen, liegt auf der Hand: Peking hat entweder Bedenken, dass die Unternehmen die Zensur unterlaufen, oder China hat gleichwertige Wettbewerber oder beides.

Die Wettbewerber saßen in Seattle auf der anderen Seite des Tisches. Alibaba-Chef Jack Ma genauso wie Robin Li, Chef der chinesischen Suchmaschine Baidu, und Pony Ma, Chef der Internetfirma Tencent. Gemeinsam haben die 15 mitgereisten chinesischen Firmen bereits einen Marktwert von einer Billion US-Dollar. Dass die düpierten amerikanischen Tech-Chefs China nicht die kalte Schulter zeigen, sondern artig zum Abendessen erscheinen, hat einen einfachen Grund: Chinas Tech-Industrie wächst mit seinen 600 Millionen Internetnutzern und 1,2 Milliarden Mobilnutzern doppelt so schnell wie der Weltmarkt. Xi wurde nicht müde, dies zu betonen.

DW-Kolumnist Frank Sieren (Foto: Sieren)
DW-Kolumnist Frank SierenBild: Frank Sieren

Steigender Wettbewerb zu erwarten

Und Xi lockte damit, dass China sich mehr der Außenwelt öffnen wird. "Ohne Öffnung wird es keinen Fortschritt geben", sagte Xi. Das ist richtig. Die anwesenden Firmen sollten sich allerdings keine zu großen Hoffnungen machen. Was an staatlichen Regulierungen wegfällt, um es ihnen im chinesischen Markt leichter zu machen, wird an Wettbewerbsdruck durch chinesische Wettbewerber zunehmen. Gegen marktwirtschaftliche Konkurrenz und mehr Wettbewerb kann selbst Washington nichts machen. Und natürlich haben die chinesischen Unternehmen einen Heimvorteil, selbst wenn der Staat sich ganz raushält. Aber die US-amerikanischen Tech-Chefs spielen das Spiel mit. Für die Amerikaner gilt: Auch eine kleine Verbesserung im globalen Kampf um Marktanteile ist besser als nichts.

DW-Kolumnist Frank Sieren lebt seit 20 Jahren in Peking.