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Politik

Sexismus-Skandal zwingt Trump in Defensive

9. Oktober 2016

Verbale Entgleisungen en masse hat der Präsidentschaftskandidat der US-Republikaner, Donald Trump, bislang mehr oder weniger unbeschadet überstanden. Nun scheint sein Stern aber zu sinken.

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Donald Trump
Bild: Picture-Alliance/AP Photo/E. Vucci

Nach der Veröffentlichung einer Aufnahme mit frauenfeindlichen und vulgären Äußerungen zieht Trump nach einhelliger Aufassung politischer Beobachter und der Medien in den USA erheblich geschwächt in das zweite TV-Duell mit seiner Rivalin Hillary Clinton. Selbst aus der eigenen Partei hagelt es massive Kritik an dem Milliardär.

"Es gibt null Chancen, dass ich aufgebe"

Mehr als 60 prominente Vertreter der Republikaner verurteilten Trumps sexistische Sprüche scharf, darunter der Vorsitzende des Repräsentantenhauses, Paul Ryan, und der ehemalige Präsidentschaftskandidat John McCain. Mehr als 20 republikanische Spitzenpolitiker forderten Trump sogar auf, das Feld einen Monat vor der Wahl zu räumen. Dies wies der Immobilienmogul entschieden zurück: "Ich werde niemals aus dem Rennen aussteigen, ich werde niemals meine Anhänger im Stich lassen, es gibt null Chancen, dass ich aufgebe", gab er sich kämpferisch.

In dem Video von 2005 ist zu hören, wie Trump sich in teils vulgärer Sprache über Frauen äußert. Er erzählt, dass er versucht habe, mit einer verheirateten Frau Sex zu haben, und dass er auch einfach so mal Frauen küsse. "Und wenn du ein Star bist, dann lassen sie dich das tun." Man könne alles tun, auch zwischen die Beine grabschen.

Trump bestätigte die Echtheit der Äußerungen und entschuldigte sich auf seiner Facebook-Seite. "Jeder der mich kennt, weiß, dass diese Worte nicht widerspiegeln, wer ich bin." Die Veröffentlichung des elf Jahre alten Videos so kurz vor der Wahl sei ein Ablenkungsmanöver.

Ehefrau Melanie übt Kritik und bittet um Nachsicht

Seine dritte Ehefrau Melania, die er nur wenige Monate vor Entstehung der Aufnahme geheiratet hatte, bezeichnete die Worte ihres Mannes als "inakzeptabel und beleidigend für mich". Die Aussagen stünden aber nicht für den Mann, den sie kenne. "Ich hoffe, dass die Menschen seine Entschuldigung akzeptieren, so wie ich es getan habe, und sich auf die wichtigen Themen konzentrieren, die unser Land und die Welt angehen."

Doch selbst Trumps Kandidat für den Posten des Vizepräsidenten, Mike Pence, kritisierte die Äußerungen des 70-Jährigen. Er könne diese nicht verteidigen. "Als Ehemann und Vater, haben mich diese Worte und die von Donald Trump beschriebenen Handlungen beleidigt", erklärte der Gouverneur von Indiana. Er deutete aber gleichzeitig an, Trump weiter zu unterstützen, obwohl Rufe laut wurden, Pence selbst solle das Ruder übernehmen.

USA Spartanburg South Carolina Melania Trump
Ehefrau Melanie ( Bildmitte) hält trotz allem zu ihrem MannBild: Imago/Zuma Press

Gegeben hat es so etwas in dieser Phase des Wahlkampfs bei einer der großen Parteien noch nie. Es ist auch nicht klar, ob man Trump jetzt überhaupt noch zum Rückzug zwingen kann. In einigen Bundesstaaten können Wähler bereits ihre Stimme vor dem eigentlichen Wahltag am 8. November abgeben, darunter in so umkämpften wie Virginia und North Carolina.

Dessen ungeachtet forderten mehrere Parteigrößen wie Ex-Außenminister Condoleezza Rice oder Ex-Präsidentschaftskandidat Mitt Romney Trump auf, das Handtuch zu werfen. McCain erklärte, Trumps Verhalten mache es unmöglich, ihn zu unterstützen. Der republikanische Abgeordnete und entschiedene Clinton-Kritiker Jason Chaffetz sagte, würde er Trump jetzt noch wählen, könne er seiner 15-jährigen Tochter nicht mehr in die Augen sehen.

Trump hatte seit Beginn seiner Bewerbung zahlreiche Gegner auch in der eigenen Partei. Dazu trugen eine ganze Reihe von umstrittenen Kommentaren bei, etwa über Einwanderer, Muslime und Frauen. Dennoch konnte der politische Quereinsteiger genau mit dieser von vielen Anhängern oft als direkt und ehrlich interpretierten Art sowie dem Versprechen, sich nicht wie die politische Elite in Washington zu verhalten, bei zahlreichen Wählern punkten.

Clinton: Dieser Mann darf nicht Präsident werden

Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Hillary Clinton, twitterte, das Video sei erschreckend: "Wir dürfen nicht zulassen, dass dieser Mann Präsident wird." Der amtierende Vizepräsident Joe Biden bezeichnete Trumps Worte als erniedrigend. "So ein Verhalten ist ein Missbrauch der Macht. Das ist nicht unzüchtig. Das ist ein sexueller Angriff."

Trump erklärte, die Medien und "das Establishment" wollten unbedingt, dass er aus dem Rennen aussteige. Das aber werde er nicht tun. Die Veröffentlichung des Videos am Freitag sei nichts anderes als eine Ablenkung von den drängenden Fragen des Landes. Jobs gingen verloren und die USA seien nicht mehr so sicher wie früher. Zudem verwies er auf Seitensprünge von Ex-Präsident Bill Clinton. Dessen Frau Hillary werde in den nächsten Tagen mehr über ihre Vergangenheit reden müssen.

Damit deutete sich an, dass es bei der zweiten von insgesamt drei TV-Debatten der beiden Kandidaten am Sonntagabend zu einer Schlammschlacht kommen könnte. Das erste Duell vor knapp zwei Wochen hatte Clinton nach allgemeiner Auffassung für sich entschieden. Ihren knappen Vorsprung in den Umfragen konnte die Ex-Außenministerin aber nicht entscheidend ausbauen.

haz/stu (rtr, dpa, afp)