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Serbien-Montenegro und Kosovo planen Gespräche über Wiederaufbau

18. August 2005

Seit dem Ende des Kosovo-Krieges 1999 haben die Kulturminister beider Seiten nicht mehr miteinander gesprochen, jetzt beabsichtigen sie ein Treffen. Zu klären gibt es genug, etwa den geplanten Wiederaufbau von Kirchen.

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Zerstörte St. Georgs-Kathedrale in PristinaBild: AP

Der Dialog zwischen Belgrad und Pristina ist für beide Seiten wichtig: Der Dialog mit Belgrad ist eine der Voraussetzungen, die der Kosovo erfüllen muss, bevor die Status-Frage entschieden wird. Und für Serbien geht es letztlich um Image-Pflege besonders gegenüber der Europäischen Union. Dennoch gibt es auf beiden Seiten immer noch Politiker, die gegen diesen Dialog sind. Das wissen Dragan Kojadinovic, der serbische Kulturminister, und sein kosovarischer Amtskollege Astrit Haracia. Deswegen vermeiden es die Minister, vor einem möglichen Treffen große Erwartungen zu schüren. Im Gespräch mit der Deutschen Welle sagte Astrit Haracia: "Ich erwarte nicht zu viel. Wir werden über das Kulturerbe sprechen, über beiderseitige Interessen und über die Rückgabe der Kunstschätze, die während des Krieges aus dem Kosovo geraubt wurden."

Bisher kein Wiederaufbau für Kirchen

Die Rückgabe der Kulturschätze ist ein Problem, weil keiner genau weiß, wer wie viel während des Kosovo-Krieges geraubt hat. Ein Treffen beider Seiten wäre sicher nicht nur ein höflicher Handschlag. Denn auch der Wiederaufbau religiöser Gebäude ist ein schwieriges Thema. Während der Unruhen im März 2004, bei denen 19 Menschen getötet und mehrere Tausende Serben vertrieben wurden, sind auch fast 1.000 serbische Häuser und mehr als 30 serbisch-orthodoxe Kirchen und Klöster im Kosovo zerstört worden. In den letzten anderthalb Jahren sind zwar fast 900 Häuser wiederaufgebaut worden, aber noch keine einzige Kirche. Der kosovarische Minister Haracia sieht dennoch Bewegung: "Im März dieses Jahres habe ich mit dem serbischen Patriarchen Pavle eine Absichtserklärung unterzeichnet. Es wurde danach eine fünfköpfige Kommission gegründet, die sich um den Wiederaufbau der religiösen Gebäude kümmern muss. Die Kommission arbeitet schon. Am 10. August sind die ersten Ausschreibungen für den Wiederaufbau von acht Kirchen und Klöstern veröffentlich worden."

Zusätzliche Mittel für Wiederaufbau

Die kosovarische Regierung hat für den Wiederaufbau der Gebäude der serbisch-orthodoxen Kirche 4,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Und Präsident Ibrahim Rugova hat für dieses Jahr noch einmal 1,2 Millionen Euro aus dem kosovarischen Haushalt verlangt. Zudem hat die UNESCO im Mai in Paris eine Geber-Konferenz organisiert, bei der für den Wiederaufbau im Kosovo mehr als 10 Millionen Euro zugesagt wurden. Der serbische Minister Kojadinovic gibt jedoch zu bedenken: "Diese Mittel sind für den Wiederaufbau von allen Gebäuden und nicht nur für serbisch-orthodoxe Kirche vorgesehen. Wir dürfen keine Unterschiede machen, sondern müssen auch alle religiösen Gebäude renovieren. Die Kulturschätze im Kosovo gehören nicht nur Albanern oder Serben – teilweise zählen sie zum Weltkulturerbe."

Hoffen auf Erfolg

Trotz all dieser Probleme sind Kojadinovic und Haracia überzeugt, dass der erste Schritt, ein gemeinsames Gespräch, ein Erfolg sein wird. Sie sind sich jedoch dessen bewusst, dass noch mehr getan werden muss. Dragan Kojadinovic betonte: "Gespräche ohne eine Versöhnung und Rückkehr der Vertriebenen machen keinen Sinn. Wenn wir am Anfang des 21. Jahrhunderts nicht verstehen, dass wir ohne Feindschaft, Terrorismus und Kriege leben müssen, dann bringt ein Treffen nichts. Ich bin überzeugt, dass, wenn unsere Kinder in Zukunft schon nicht miteinander leben werden, dann zumindest nebeneinander - aber auf jeden Fall ohne Krieg gegeneinander."

Bahri Cani
DW-RADIO/Albanisch, 15.8.2005, Fokus Ost-Südost