Schwieriger Wiederaufbau
10. Mai 2002Fehlende Hilfe - trotz Zusagen
Experten schätzen, dass der Wiederaufbau des geschundenen Landes mindestens 10 Milliarden US-Dollar kosten wird. Eine internationale Geberkonferenz in der japanischen Hauptstadt Tokyo hat im Januar fürs erste 4,5 Milliarden Dollarzugesagt. Aber das Geld fließt nur langsam und schleppend, kritisiert Nazir Ahmad Shahiedey, der stellvertretende Minister für den Wiederaufbau in der Übergangsadministration von Hamid Karsai: "Viele Länder haben zwar etwas versprochen, aber die Hilfe, die wir wirklich brauchen, ist noch nicht eingetroffen."
Der zweite Mann im Ministerium für den Wiederaufbau hat von 1973 bis 1982 an der Universität Bonn studiert, Volkswirtschaft und Betriebswirtschaft. Nach Abschluss seines Studiums kehrte Nazir Schahiedey im Gegensatz zu vielen anderen Afghanen in seine Heimat zurück. Er hat die sowjetische Besatzung miterlebt, den Bruderkrieg der Mudschahedin und die Schreckensherrschaft der Taliban. Jetzt endlich hat mein Volk die Chance, auf die es so lange gewartet hat, erklärt Schahiedey: "Wir wollen Frieden, aber das schaffen wir nur, wenn die Welt uns wirklich hilft."
Das Prinzip Hoffnung
Wie die meisten Bürgerinnen und Bürger seines Landes hofft Schahiedey auf die große Ratsversammlung, auf die Loya Dschirga, im Juni. Vielleicht kommt ja dann das versprochene Geld ins Land. Vielleicht hat das Ausland dann ja mehr Vertrauen zu einer gewählten Übergangsregierung, die nicht nur sechs Monate im Amt ist wie das Kabinett von Hamid Karsai. "Das afghanische Volk hat sehr lange auf diese Loya Dschirga gewartet", sagt Schahiedey. Es sei die einzige Möglichkeit, diese kriegerische Situation zu beenden und, eine stabile Regierung zu erhalten.
Im Moment lebt der ehemalige Dekan der Wirtschaftsfakultät der Universität Kabul von der Hoffnung. "Ein demokratisches Afghanistan mit freien Wahlen und Parlament, das ist meine Hoffnung", sagt Shahiedey. Jetzt sollten die Afghanen der Welt zeigen, dass sie nicht nur in der Lage sind, Krieg zu machen und das Land zu zerstören, sondern auch das Land wieder aufzubauen, dass Land zu entwickeln: "Das ist die letzte, die allerletzte Möglichkeit."