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Schwerer Anschlag auf Gästehaus der UN

28. Oktober 2009

Aufständische haben in Kabul ein von UN-Mitarbeitern genutztes Gästehaus überfallen. Dabei kamen nach Polizeiangaben mindestens neun Menschen ums Leben.

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Afghanische Soldaten vor dem Gästehaus der UN (Foto: AP)
Dieses Haus nahmen die Taliban unter BeschussBild: AP

Niemand in Afghanistan bleibt unberührt von dem Gegensatz zwischen gutem Willen beim zivilen Aufbau des Landes und der gewalttätigen Realität. Am frühen Mittwochmorgen (28.10.2009) hat ein erneuter Anschlag die afghanische Hauptstadt Kabul erschüttert: Bei einem Angriff auf ein Gästehaus sind neun Menschen getötet worden, darunter sechs ausländische UN-Mitarbeiter.

Der Sprecher der UN-Mission in Afghanistan (UNAMA), Aleem Siddique, sagte, weitere UN-Mitarbeiter seien verletzt worden. Ein Polizist am Tatort ergänzte, sieben Bewaffnete hätten das UN-Gästehaus angegriffen und sich ein heftiges Feuergefecht mit Sicherheitskräften geliefert. Die Kämpfe seien inzwischen beendet worden.

Taliban greifen auch Luxushotel an

Taliban hantieren mit Waffen (Foto: AP)
Taliban-Kämpfer in Aktion: die Aufständischen haben vor der Stichwahl weitere Angriffe angekündigtBild: picture-alliance/ dpa

Augenzeugen berichteten zudem, dass es in der Nähe des einzigen Fünf-Sterne-Hotels in Kabul zu einer Explosion gekommen sei. Die Taliban haben sich zu den Anschlägen auf das UN-Gästehaus sowie das Serena-Hotel bekannt. Bereits im Januar 2008 hatten Taliban-Kämpfer das gut gesicherte Hotel angegriffen, in dem zahlreiche westliche Ausländer unterkommen.

Klar ist: Unmittelbar vor der Stichwahl in Afghanistan möchten die Radikal-Islamisten mit weiteren Angriffen Angst und Schrecken in der Bevölkerung verbreiten. In Afghanistan steht in eineinhalb Wochen die endgültige Entscheidung um das Präsidentenamt an. Die Taliban haben öffentlich angekündigt, die Abstimmung am 7. November zu stören. Bereits vor der ersten Wahlrunde am 20. August hatten die Aufständischen ihre Angriffe in der afghanischen Hauptstadt und in anderen Landesteilen deutlich verschärft.

Demokratie noch in weiter Ferne

Nato-Truppen in Kabul (Foto: dpa)
Truppen der NATO versuchen mitzuhelfen, in Afghanistan demokratische Strukturen zu schaffenBild: picture-alliance/ dpa

Der Aufbau einer Demokratie durch den vom UN-Sicherheitsrat mandatierten Isaf-Einsatz der Nato scheint nach den Wahlmanipulationen und dem erbitterten Kampf der aufständischen Radikalislamisten weiterhin in Gefahr. Fragt man - egal, ob in Washington oder Berlin - nach der Perspektive für den nunmehr acht Jahre dauernden Einsatz, dann gibt es stets dieselbe Antwort: Man müsse für den Aufbau einer starken eigenen Armee und Polizei sorgen, damit sich der afghanische Staat selbst gegen die Aufständischen verteidigen könne. Mit anderen Worten: Die afghanische Regierung soll so weit aufgerüstet werden, dass sie diesen Krieg eigenständig führen kann. Der Anschlag auf das Gästehaus macht allen Beteiligten wieder schmerzhaft klar, wie beschwerlich der Weg in Afghanistan hin zu einer eigenständigen, friedlichen Demokratie noch ist.

Autor: Marcus Bölz (mit afp, dpa)

Redaktion: Julia Elvers-Guyot