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Finanzinvestoren

18. März 2009

Sie fallen über Unternehmen her, saugen sie aus und verkaufen sie weiter. Dieses Vorurteil brachte den Finanzinvestoren den Beinamen "Heuschrecken" ein. Doch die goldenen Zeiten mit fetten Renditen sind vorbei.

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Titelseite der Gewerkschaftszeitung "Metall" der IG Metall vom Mai 2005. http://www.igmetall.de/
Klare Ansage der Metall-Gewerkschaft.Bild: IG Metall
Eine Heuschrecke, aufgenommen in Andalusien (Foto: dpa/zb)
Eigentlich ganz niedlich, so eine Heuschrecke.Bild: dpa Zentralbild

Geht es darum, die Schuldigen für die weltumspannende Finanzkrise zu benennen, sind manche schnell bei Sache: Hedgefonds und Heuschrecken in ihrer unendlichen Gier, sie sind eine der Hauptursachen für den Mega-Crash, unter dem die Welt ächzt. Nur: Solange sich Hedgefonds-Manager und Finanzinvestoren an die bestehenden Regeln gehalten haben, ist ein solcher Vorwurf absurd. Denn es war ja nicht verboten, mit dem Geld der Anleger den größtmöglichen Gewinn zu erzielen. Über manche Methoden lässt sich gewiss streiten. Beispielsweise den übernommenen Firmen hohe Schulden aufzubürden, um die Übernahme überhaupt zu finanzieren.


"Private Equity ist nicht tot"


Jetzt in Zeiten der Finanzkrise haben die Firmenjäger mit einem ganz anderen Problem zu kämpfen: Einerseits gäbe es reichlich Möglichkeiten, preiswert auf Einkaufstour zu gehen. Andererseits können sie nicht mehr auf die üppige Fremdfinanzierung durch die Banken setzen. Denn die haben den Geldhahn zugedreht. Dennoch sieht Thomas Rinn, Partner bei der Unternehmensberatung Roland Berger, die Branche nicht am Ende. "Ich glaube, Private Equity ist nicht tot. Ich sehe nur, dass sich das Geschäftsmodell gedreht hat: Vom Verkaufen und Ankaufen hin zur Optimierung der Performance in der Haltephase."

Buchtitel Invasion der Heuschrecken. von Werner Seifert
Werner Seifert wurde als Chef der Deutschen Börse von Finanzinvestoren aus dem Amt gedrängt.

Durchschnittlich vier Jahre halten die Investoren ihre Beteiligung an einem Unternehmen. Angesichts mangelnder Möglichkeiten für neue Zukäufe dürfte diese Haltephase jetzt länger werden, dafür aber will man sich profesioneller und zielgerichteter ins Management des Unternehmens einbringen. So zumindest die Kernaussage einer Studie, für die Thomas Rinn weltweit Führungskräfte verschiedener Private-Equity-Gesellschaften befragt hat. "Was wir im Augenblick sehen, ist eine zusätzliche Professionalisierung in diesem Bereich. Die Unternehmen werden unterstützt in strategischen und operativen Fragen", sagt Rinn, der den Betiligungsunternehmen zu Gute hält, dass es ihnen nie nur darum gegangen sei, Firmenjäger zu sein.

Mehr Professionalität, mehr Experten

Blickauf das Firmenschild der Märklin Fabrik in Göppingen. (Foto: dpa)
Bei Märklin waren die Finanzinvestoren nicht ergolgreich.Bild: picture alliance/dpa

So werden die Beschaffung von Material, die allgemeinen Kostenstrukturen, die Verteilung der Standorte und schließlich die gesamte Lieferkette genauer unter die Lupte genommen. Ist es bislang meist nur ein Team, das den gesamten Investitionszyklus betreut, so dürften sich künftig verschiedene Teams mit speziellen Experten um jede einzelne Investitionsphase kümmern, prognostiziert Rinn. Mit diesem Strategiewechsel rüstet sich die Branche für die Zukunft. Denn wie gesagt, die Rezession hat viele Firmen billiger gemacht. Rinn glaubt, dass Private-Equity-Unternehmen eher noch etwas abwarten, um die wirklichen Schnäppchen zu realisieren. Dennoch: Auch vermeintliche Schnäppchen sind nicht für jeden zu finanzieren, räumt er ein: "Es gibt natürlich Private-Equity-Unternehmen, die haben erst Mitte des letzten Jahres Fonds aufgelegt, die liquide sind, die haben in der Regel weniger Schwierigkeiten. Es gibt natürlich aber auch andere, die sehr große Refinanzierungsschwierigkeiten haben."

Kein Problem mit Transparenz

Finanzinvestor Warren Buffett in Berlin(AP Photo)
Warren Buffet: Steht er für das gute Image eines Finanzinvestors?Bild: AP

Denn viele müssen derzeit viel Geld auftreiben, um ihre mit hohen Schulden überhäuften Beteiligungen am Leben zu halten. Dennoch nagt die Branche noch nicht am Hungertuch: Nach Angaben des deutschen Branchenverbandes BVK verfügen die Unternehmen weltweit über 750 Milliarden Euro, von denen rund die Hälfte für größere Übernahmen bereit steht. Und auch das von der EU angedachte Gesetz für eine bessere Aufsicht von Hedgefonds und Beteiligungsgesellschaften muss die Branche nicht fürchten, meint Thomas Rinn: "Privat-Equity hat im Großen und Ganzen kein Problem, zum Beispiel mit Transparenz, hat auch kein Problem mit steigenden Anforderungen, weil viele Private-Equitiy-Unternehmen heute schon so professionell mit dem Thema Transparenz umgehen, so dass sie die Anforderungen auch ohne Probleme erfüllen können."

Denn einen festen Platz im deutschen Wirtschaftsgefüge haben die Finanzinvestoren: Ende des vergangangenen Jahres waren 6200 Unternehmen mit 1,2 Millionen Beschäftigten in der Hand der Private-Equity-Branche. Nur das Heuschrecken-Image, dass müssen sie noch ablegen.

Autor: Henrik Böhme

Redaktion: Insa Wrede