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Schon jetzt ein Erfolg

8. Juli 2011

Es ist das erhoffte fröhliche Fußballfest geworden, soviel steht schon nach der Vorrunde der Frauen-Weltmeisterschaft in Deutschland fest. Gut besuchte Stadien und ansprechende Leistungen prägen bis jetzt das Turnier.

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Fans der deutschen Frauen-Fußballnationalmannschaft beim Public Viewing in Frankfurt am Main (Foto: dpa)
Bild: picture alliance / dpa

Selbst ausgewiesene Skeptiker müssen zugeben: Die Weltmeisterschaft hat bis jetzt begeistert. Die Fußball-Frauen haben viele neue Fans gewonnen. Die Gründe dafür sind vielfältig: Gastgeber Deutschland hat sich einmal mehr als glänzender Organisator gezeigt. Die deutschen Fußballfans erwiesen sich als unerwartet interessiert was die kickenden Damen angeht. Und die Leistungen auf dem Platz waren auch besser als viele Kritiker vor dem WM-Turnier angedroht hatten.

Das deutsche Team ist der Stimmungsmotor

Vor allem den deutschen Frauen ist es zu verdanken, dass man von einem WM-Hype sprechen kann. Davon zeugen auch die Menschenströme auf den Fanmeilen. In den Frankfurter Fußballgärten verfolgten jeweils rund 15.000 Fans die Spiele der deutschen Mannschaft und feuerten ihr Team lautstark an. Dabei verlief bisher "alles friedlich", wie die Frankfurter Polizei versicherte. "Nur bei den Spielen ohne deutsche Beteiligung ist nicht so viel los", sagte eine Sprecherin des WM-Büros Sinsheim.

Riesenjubel nach dem Tor zum 1:0 im Eröffnungsspiel gegen Kanada in Berlin: vl. Saskia Bartusiak, Simone Laudehr, Kerstin Garefrekes, Annike Krahn und Linda Bresonik. (Foto: ???)
Die deutschen Fußball-Frauen jubeln - und ganz Deutschland freut sich mitBild: picture alliance / Ges-Sportfoto

Hochzufrieden sind das WM-Organisationskomitee und der DFB mit der Zuschauerauslastung in den Stadien. 597.644 Besucher kamen zu den Gruppenspielen in die neun WM-Arenen, das sind im Durchschnitt 24.902. Damit geht die Rechnung auf: Der Etat von 51 Millionen Euro muss jedenfalls nicht vom DFB ausgeglichen werden. "Wenn mir vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, dass die Zuschauerauslastung über 80 Prozent beträgt, dann hätte ich den Kopf geschüttelt", sagte Nia Künzer, die "Golden-Goal"-Torschützin vom deutschen WM-Triumph 2003 und jetzige Fußball-Expertin des Ersten Deutschen Fernsehens. "Ich bin doch überrascht und beeindruckt, wie sehr die WM in Deutschland angekommen ist. Durch die umfangreiche Berichterstattung in den Medien ist ein regelrechter Hype entstanden." Mehr als 770.000 der 900.000 Tickets auf dem Markt sind bereits verkauft. Und die Einschaltquoten schlagen alle Rekorde: 16,39 Millionen sahen Deutschlands 1:0-Sieg gegen Nigeria, beim Frankreich-Spiel lag der Marktanteil ebenfalls über 50 Prozent.

Die Leistungen auf dem Platz stimmen

Nia Künzer (Foto: picture alliance)
WM-Expertin Nia KünzerBild: picture alliance / Sven Simon

In den jetzt kommenden Top-Spielen, so prophezeien Experten, werden Marta, Célia Okoyino da Mbabi, Lotta Schelin und Abby Wambach erst richtig Gas geben. Doch auch in der Vorrunde machte es durchweg Spaß, den Damen zuzuschauen. "Vom Tempo und von der Athletik her hat sich der Frauenfußball noch weiter entwickelt", konstatierte Nia Künzer. "Nicht jedes Spiel war ein Knaller: Aber die Gruppenphase ist kein Schönheitswettbewerb – das war auch bei der Männer-WM in Südafrika so." Man habe schon gesehen, so die 31-jährige Fußball-Expertin, "dass die 16 besten Mannschaft enger zusammengerückt sind". Selbst Länder wie Kolumbien und Mexiko ohne große Tradition im Frauenfußball hätten gezeigt, dass sie mithalten können.

Kantersiege, wie es sie bei vergangenen Weltmeisterschaften oft gab, sind nicht mehr drin. "Es gibt nicht mehr Ergebnisse wie 8:0 oder 11:0, das ist positiv. Da kann man sehen, dass insbesondere in der Defensive gute Arbeit geleistet wurde", meinte dann auch DFB-Präsident Theo Zwanziger, bemängelt aber auch: "Sicherlich lässt das offensive Spiel - das Umschalten von Mittelfeld auf Angriff - auch phasenweise zu wünschen übrig. Ich glaube, dass wir die wirklich sportlich interessanten Partien ab dem Viertelfinale sehen können."

Die Wermutstropfen halten sich in Grenzen

Schiedsrichterin Gyoengyi Gaal (Foto: dpa)
Schiedsrichterin Gyoengyi GaalBild: picture-alliance/dpa

Mit dem ganzen WM-Tempo nicht mithalten können einige Schiedsrichterinnen - Blackout und Pannen hieß es da. Mit dem nicht geahndeten Handball-Spiel von Äquatorialguineas Abwehrspielerin Bruna leistete sich die ungarische Unparteiische Gyoengyi Gaal einen in der Fußball-Geschichte denkwürdigen Fauxpas. "Die Leistungen der Schiedsrichterinnen waren nicht immer so zufriedenstellend. Das war 2010 ähnlich, weil eben die Zusammenstellung der Referees nach einem Kontinental-Schlüssel läuft", erläuterte Künzer. "Das war ein Wermutstropfen, ebenso vielleicht wie die Leistungen der Torhüterinnen. Da merkt man, dass in der Ausbildung noch nicht so viel Wert daraufgelegt wird."

Die Diskussionen um DFB-Rekordnationalspielerin Birgit Prinz brachten die Massen wie einst der WM-Ausfall von Michael Ballack eher positiv in Wallung. Einen Dämpfer erfuhr die WM-Stimmung allerdings durch die positiven Dopingproben zweier Nordkoreanerinnen sowie einer Kolumbianerin.

Der Frauenfußball hat gewonnen

Schon jetzt hat die WM den kickenden Damen viele neue Fans beschert. "Der Frauenfußball ist zu einem gesellschaftlichen Ereignis geworden. Die Frauen haben es geschafft, eine eigene Marke zu setzen", meinte DFB-Präsident Theo Zwanziger, der vor allem froh ist, dass die deutsche Mannschaft ihrer Favoritenrolle gerecht zu werden scheint.

Autor: Calle Kops (mit sid und dpa)
Redaktion: Christian Walz