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Russischer Kulturminister zu ‚Beutekunst': "Komplette Liste aller Kulturgüter bis Ende 2002"

Michail Schwydkoi im Interview DW-RADIO/Russisch

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"Wir haben nichts zu verbergen. Bis Ende 2002 wird die komplette Liste aller Kulturgüter, die sich kriegsbedingt in russischen Museen und Archiven befinden, der Öffentlichkeit präsentiert." Das sagte Michail Schwydkoi, russischer Kulturminister, am 30. Oktober 2001 in einem Interview mit DW-RADIO/Russisch. Diese Arbeit sei wichtig, "um den Mythos von etwas ‚Sagenhaftem', was sich in Russland verbergen soll, aufzudecken", so Schwydkoj. Die offiziellen deutschen ‚Beutekunst'-Zahlen halte er für zu hoch. Er gehe von "circa 287.000 Kunstgegenständen", statt der von deutscher Seite angenommenen fünf Millionen ‚Beutekunst'-Gegenstände aus, so Schwydkoj. Die Rückgabe werde im Übrigen "nicht nur Frohlocken, sondern auch große Besorgnis" bei deutschen Museumsdirektoren hervorrufen, so der Kulturminister. Denn Platzmangel sei das größte Problem aller Museen, und unter den Gegenständen befinde sich auch "viel Zweitrangiges und Sperriges, etwa Möbel".

Die Rückgabe der Fenster der Frankfurter Marien-Kirche betrachte er als "fast entschieden": "Wir hoffen, dass das Parlament sein Ja-Wort geben wird". Auch an die Rückführung des Rathenau-Archivs und der so genannten Baldin-Sammlung werde weiter gearbeitet. Bei diesen Aktionen handele es sich jedoch nicht um eine "Einbahnstraße", so der Minister. Russland habe auch Forderungen. Konkret gehe es um elf Kulturgegenstände in Deutschland, vier davon in öffentlichem und sieben in privatem Besitz.
In der globalisierten Welt werde der Standort von Kunstgegenständen - und damit die Rückgabefrage - immer zweitrangiger. "Von Berlin nach Moskau schafft man es unter Umständen schneller als vom Stadtrand ins Zentrum der Hauptstadt, wenn man Staus einkalkuliert", so Schwykoj. "Meine Aufgabe ist es, die Kulturgüter ins Kulturleben zurückzuführen."

30. Oktober 2001
196/2001