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Razzia an Ryanair-Standorten

6. Juli 2016

Steckt hinter dem Erfolg von Ryanair vielleicht mehr als nur ein cleveres Geschäftsmodell? Dieser Frage gehen deutsche Ermittler nach. Im Fokus stehen zwei britische Ryanair-Personaldienstleister.

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Symbolbild Ryanair Flugzeug hebt ab (Foto: AFP)
Bild: Getty Images/AFP/P. Huguen

Polizei und Zoll haben an mehreren Ryanair-Flughäfen in Deutschland Piloten der irischen Billigfluglinie vernommen. Hintergrund seien Ermittlungen gegen zwei britische Personaldienstleister, die mit Ryanair zusammenarbeiten, sagte Hans-Peter Gandner von der Staatsanwaltschaft Koblenz, die die Aktion koordinierte. Gegen die beiden Dienstleister bestehe der Verdacht der Steuerhinterziehung und des Einbehaltens von Löhnen. Gegen Ryanair selbst werde nicht ermittelt. Die Polizei habe Piloten unter anderem an den Ryanair-Basen in Köln, Weeze, Baden-Baden, Berlin-Schönefeld und Hahn im Hunsrück befragt. Nun müssten die Aussagen ausgewertet werden. Ob eine Anklage erhoben werde, dürfte bis Ende des Jahres entschieden werden.

Bei den Vernehmungen geht es offenbar um sogenannte Vertragspiloten, die als Selbstständige über Personaldienstleiter für Ryanair fliegen und der Airline ermöglichen, bei Steuern und Sozialbeiträgen kräftig zu sparen. Ryanair war von den Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft nach Aussagen eines Firmensprechers in Dublin informiert. "Ryanair verlangt von all seinen Piloten, sowohl solchen, die direkt angestellt sind, als auch von Vertragspiloten, dass sie sich stets entsprechend ihrer steuerlichen Pflichten verhalten." Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit kritisierte die Rolle der Personalvermittler bei Ryanair seit längerem scharf.

Schalter der Fluggesellschaft Ryanair in Bremen (Foto: dpa)
Günstige Flüge durch Deal mit dubiosen Personaldienstleister?Bild: picture-alliance/Ingo Wagner

Jahrelange Ermittlung

Die Ermittler fingen die Flugkapitäne Medienberichten zufolge vor den Ryanair-Crewräumen an den Flughäfen ab. Die Ermittlungen gegen die Dienstleister laufen demnach schon seit Jahren.

Ryanair bestätigte, sich mit den deutschen Steuerbehörden getroffen zu haben und zugestimmt zu haben, Nachforschungen "zu einigen Vertragspiloten" zu unterstützen. Falls die Behörden weitere Unterstützung benötigten, werde diese gern angeboten. Außerdem haben die deutschen Steuerbehörden nach Angaben der irischen Fluglinie bestätigt, dass die Steuerfahndung nicht gegen Ryanair direkt ermittle.

tko/kle (rtr, dpa, afp)