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Rückblick: Krzysztof Penderecki beim Internationalen Beethovenfest 2002

Inge Ivanovic16. Januar 2003

Anlässlich des Beethovenfestes fand am 08.09.2002 in Bonn bei mildestem Spätsommerwetter ein ganztägiges „Fest zur Eröffnung“ statt...

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Schauplätze verschiedener musikalischer Veranstaltungen waren die Münster-Basilika, wo u.a. Beethovens Messe C-Dur op.86 aufgeführt wurde, das Beethoven-Haus, wo des Komponisten mit kabarettistisch-musikalischen Betrachtungen gedacht wurde, der Bonner Rathausmarkt Open Air, die Schlosskirche und am Abend die Beethovenhalle, wo das ereignisreiche Eröffnungsfest seinen musikalischen Höhepunkt mit dem Orchester der Beethovenhalle Bonn fand. Der polnische Komponist Krzysztof Penderecki dirigierte ein eigenes Werk, nämlich sein 2. Cellokonzert und die 7. Sinfonie von Beethoven.

15 Jahre nach seinem in der Fachwelt viel beachteten ersten Cellokonzert schrieb Krzysztof Penderecki aus Anlass des hundertjährigen Bestehens der Berliner Philharmoniker sein zweites Cellokonzert, das er Mstislav Rostropowitsch widmete.

O-Ton Penderecki
"Wir sind schon lange Jahre befreundet, vielleicht dreißig Jahre, und als ich dann einen Auftrag bekommen habe von der Berliner Philharmonie zum hundertjähriges Bestehen, glaub ich, war das damals ja, da hab ich sofort gesagt, ja ich möchte ein Cellokonzert für Rostropovitsch schreiben. Und das war vielleicht 1981. So ist das Stück entstanden. Das Stück ist eigentlich schon die Grenze dessen, was man aus einem Instrument herausholen kann."

Eingerahmt von Beethovens Egmont-Ouvertüre und Beethovens Siebter Sinfonie steht Pendereckis 1983 uraufgeführte Komposition als zeitgenössisches Kontrastwerk im Mittelpunkt des Konzertabends, im Mittelpunkt auch deswegen, weil Maestro Penderecki selbst am Pult steht und man nicht so oft Gelegenheit hat, einen der berühmtesten Komponisten der Gegenwart auch als Dirigenten zu erleben. Das Cellokonzert gilt als extrem schwierig. So ist es nur natürlich, dass sich die Aufmerksamkeit in der Bonner Beethovenhalle im gleichen Maß auch auf den Interpreten richtet. Es ist der litauische Musiker David Geringas, der in den Sechziger Jahren am traditionsreichen Moskauer Konservatorium bei Rostropowitsch studierte, 1970 den Tschaikowski-Wettbewerb gewann und danach eine Weltkarriere starten konnte als gefeierter Interpret vor allem barocker und zeitgenössischer Cello-Kompositionen. Pendereckis Cellokonzert stellt für ihn eine besondere Herausforderung dar. Zum ersten Mal hat er es 1989 zusammen mit dem Komponisten und den Wiener Sinfonikern in Wien aufgeführt, später auch in Israel und in Amerika:

O-Ton David Geringas
Dieses Konzert ist einfach ein sehr schönes Konzert, wo das Soloinstrument alle Facetten des Spielens auch ausleben kann. Es ist teilweise sehr virtuos, teilweise sehr ergreifend. Da ist eine ganze Skala von emotionalen Zuständen geschildert. Und das ist einfach ein Stück Leben und ein Krimi würde ich sagen insofern als das, was da alles nachher passiert. Es ist spannend wie in einem Krimi. Das Konzert gehört eigentlich zu den schwersten Cellokonzerten und braucht sehr viel Ausdauer und Überblick. Aber wenn man das nicht zum ersten Mal spielt, aber mit demselben Dirigenten wie jetzt mit Penderecki, da gibt es schon eine Möglichkeit voneinander (aufeinander)besser zu reagieren und zu improvisieren. Und ich sage immer, wenn ich mit dem Komponisten spiele, fühle ich mich sehr geborgen. Er verkörpert ja das Stück."

Der wunderbare David Geringas und das Orchester der Bonner Beethovenhalle entfalten unter der Leitung des Komponisten am Dirigentenpult ein erstaunliches Feuerwerk an Klangfarben, das dennoch die zahlreich wiederkehrenden Passagen filigransten Tongeflechtes nicht vernachlässigt und so das Konzert zum Ereignis werden lässt, das man nicht missen möchte. - Nach der Pause Rückkehr zur Klassik und zum Namensgeber des Festes, Ludwig van Beethoven, wobei nicht vergessen werden sollte, dass Beethovens Siebte Sinfonie mit ihrer hämmernden Rythmik und dem drängenden melodischen Fluss im Finale in ihrer Entstehungszeit als tollkühnes und grenzüberschreitendes Werk galt. Inspirationsquelle geblieben sind seine Sinfonien auch für zeitgenössische Komponisten allemal geblieben.

O-Ton Penderecki
"Mein Background ist eigentlich Klassik, und natürlich vor allem deutsche Klassik. Ich habe Jahre studiert. Bevor ich dann Avantgardist wurde, habe ich doch nur Klassik studiert und auch solche Musik geschrieben. Ich spreche von den 40er Jahren und 50er Jahren. Beethoven ist natürlich einer von den größten Komponisten die ich bewundere und sehr oft dirigiere. (...)Ohne Beethoven kann man sich Musikentwicklung überhaupt nicht denken. Der ist einer von den wenigen Komponisten, der wirklich immer was Neues gefunden hat und realisiert hat, fast alle seine Symphonien von 3. angefangen so bis 9. sind anders, völlig anders und das fasziniert mich bei Beethoven natürlich."