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Probleme bei der Erteilung russischer Visa für Polen

26. September 2003
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Warschau, 25.9.2003, PAP, poln.

Die neuen Regelungen bei der Ausstellung von russischen Visa sind eines der größten Probleme für die Polen bei Reisen zwischen beiden Ländern. Nach Angaben eines Teils dieser Personen erschweren die Russen die Erteilung dieser Dokumente und halten sich nicht an den Grundsatz der Gegenseitigkeit. "Uns liegen zahlreiche Beschwerden vor. Die Leute rufen an und fragen, was sie tun sollen, denn im russischen Konsulat nehme entweder keiner den Hörer ab oder es werden von ihnen Unterlagen verlangt, von denen sie nicht wissen, dass es sie überhaupt gibt", sagte ein polnischer Diplomat in Moskau der Nachrichtenagentur PAP. "Es sieht so aus, als wollten unsere russischen Partner uns sagen, "ihr wolltet Visa, da habt ihr sie nun", fügte er hinzu.

Polen und Russland führen angesichts der bevorstehenden Mitgliedschaft unseres Landes in der Europäischen Union mit Wirkung vom 1. Oktober die Visumpflicht ein. Nach dem am 18. September unterzeichneten Abkommen sind die Visa innerhalb von fünf Arbeitstagen auszustellen und die Visagebühren auf beiden Seiten gleich hoch.

Polen, die in den vergangenen Tagen beim russischen Konsulat in Warschau vorsprachen, klagen darüber, dass höhere Gebühren verlangt werden. Im Gebührenregister des Konsulats sind lediglich die vereinbarten Gebühren für Einfach- und Mehrfachvisa enthalten. Die Gebühren für Zweifachvisa, die Polen für 18 Dollar (etwa 70 Zloty) ausstellt, haben die Russen auf 100 Zloty angehoben. Ausgestellt werden auch weiterhin Transitvisa, obwohl laut Abkommen für den Transit kein Visum erforderlich ist.

Während die polnischen Konsulate bemüht sind, die Prozedur der Visaerteilung auf zwei bis drei Tage zu reduzieren, halten sich die Russen peinlich genau an die Frist von fünf Tagen. Wer sein Visum früher haben möchte, muss eine Gebühr entrichten, die um ein Mehrfaches höher ist.

Während die meisten Russen bereits am nächsten Tag ein Einfachvisum für 12 Dollar erhalten, muss ein Pole, der genauso schnell bedient werden möchte, 288 Zloty, also 72 Dollar bezahlen.

"Als ich fragte, auf welcher Grundlage diese die zwischen beiden Ländern vereinbarte Höhe übersteigenden Gebühren basieren, erhielt ich zur Antwort, es sei eine internationale Absprache. Damit war die Diskussion beendet", sagte einer der Gesprächspartner von PAP, ein 35jähriger Jurist in einer polnischen Firma, die auf dem russischen Markt tätig ist.

Viele polnische Bürger, darunter Unternehmer, haben erfahren, dass sie, bevor sie ihr Visum erhalten, erst einmal eine Reihe weiterer Formalitäten zu erledigen haben. Dazu gehört die Pflicht zur Vorlage einer vom Ausländer-Meldeamt (OWIR) bestätigten Einladung. Die polnische Seite verlangt von den Russen ein solches Dokument nicht.

"As ich versuchte, eine Einladung zu erhalten, stellte ich fest, dass guter Wille allein nicht genügt. Damit mich die Firma, bei der ich tätig bin, einladen kann, ist ein Haufen von Dokumenten erforderlich, um sie von dem Ausländer-Meldeamt bestätigen zu lassen. Dann muss eine Woche lang gewartet werden, ein weiterer Haufen von Dokumenten vorgelegt und einen Monat auf die Entscheidung gewartet werden. Erst dann kann ich mich überhaupt um ein Visum für Russland bemühen", sagte Jaroslaw Babik, ein Pole, der im Kaliningrader Gebiet als Handelsdirektor eines westlichen Unternehmens tätig ist.

Der Visumvermerk im Pass ist übrigens nicht die einzige Forderung, die die Russen an die Ausländer, also auch die Polen stellen. Während ein russischer Bürger, der im Besitz eines polnischen Visums ist, ungehindert das ganze Land bereisen darf, ist der in Russland weilende Pole verpflichtet, sich überall, wo er länger als drei Tage bleibt, anzumelden. Außerdem braucht er ein Formular für die Ein- und Ausreise. Ausgegeben wird es vom Zoll, nach drei Tagen sollte sich aber bereits ein Stempel des Ausländer-Meldeamts darin befinden. Viele beschließen, sich die Mühe zu sparen und lassen sich über ein Hotel registrieren, in dem sie eine billige Bleibe finden. Das bedeutet zusätzliche Kosten von etwa 20 Dollar.

"Ich habe den Eindruck, dass wir wieder einmal betrogen worden sind", sagt ein Geschäftsmann, der in Moskau Geschäfte macht. (TS)