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Ausschreitungen bei Demo in Istanbul

19. Juni 2016

In Istanbul ist die Polizei massiv gegen mehrere hundert Regierungsgegner vorgegangen. Auslöser des Protests war ein Angriff auf Fans der Band Radiohead am Vorabend.

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Eine Demonstrantin und mehrere Polizisten beim Protest von Regierungsgegner in Istanbul (Foto: dpa)
Eine Demonstrantin schützt sich gegen das TränengasBild: picture-alliance/dpa/S. Suna

Bei der Demonstration gegen die Regierung und die Intoleranz im Land riefen die Teilnehmer "Faschisten" und "Mörder". Ihr Protest richtet sich gegen den religiösen Fundamentalismus im Land, der ihrer Ansicht nach durch die regierende AKP-Partei von Präsident Recep Tayyip Erdogan gefördert wird. Die türkische Polizei reagierte wie gehabt und ging mit Wasserwerfern und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Mehrere Menschen wurden festgenommen.

Der Protest war eine Antwort auf die Attacke auf einen Plattenladen am Vorabend. Dort hatten sich Fans der Gruppe Radiohead versammelt, um gemeinsam das neue Album der Band anzuhören. Auf einem vom Sender CNN Türk veröffentlichten Video sieht man, wie mehrere Männer unter lautem Rufen das Geschäft stürmen, die Kunden auf die Straße treiben und vor dem Laden Möbel umwerfen. Zur Begründung des Angriffs hieß es, bei der Veranstaltung in dem Ladenlokal, das einem seit vielen Jahren in Istanbul lebenden Südkoreaner gehört, sei Alkohol getrunken worden. Im heiligen Fastenmonat Ramadan ist das für gläubige Muslime ein doppeltes Vergehen.

Kritik an Intoleranz

Radiohead verurteilte den Angriff. Es sei ein Akt "gewalttätiger Intoleranz" teilte die britische Rockband am Samstag über die englischsprachige Homepage des Musikmagazins "Rolling Stone" mit. Die Musiker sprachen gleichzeitig ihren Anhängern nach dem Vorfall ihr Mitgefühl aus: "Wir schicken unseren Fans in Istanbul unsere Liebe und Unterstützung", hieß es in der Mitteilung. Die Band hoffe, dass solche Angriffe bald der fernen Vergangenheit angehören würden.

Unterdessen verboten die Behörden unter Hinweis auf die angespannte Sicherheitslage eine bis zum Monatsende geplante Gay-Pride-Parade in Istanbul. Türkische Islamisten und Rechtsextreme hatten gedroht, die Homosexuellen-Kundgebung zu verhindern. Im vergangenen Jahr war eine ähnliche Veranstaltung von der Polizei aufgelöst worden.

djo/cgn (ap, dpa)