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Nordkoreas Blick gen Süden deutlich milder

1. Januar 2016

Pjöngjangs Machthaber hatte offensichtlich Kreide genossen: In seiner Ansprache zum Jahreswechsel bot Kim Jong Un Südkorea neue Gespräche an und kleidete dies auch noch in - für seine Verhältnisse - freundliche Worte.

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Bewohner der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verfolgen in einem Bahnhof die Neujahrsansprache Kim Jong Uns im Fernsehen (Foto: picture alliance/AP Photo/A. Young-joon)
Bewohner der südkoreanischen Hauptstadt Seoul verfolgen in einer Bahnstation die TV-Ansprache Kim Jong UnsBild: picture alliance/AP Photo/A. Young-joon

Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un hat sich zum neuen Jahr für offene Gespräche mit Südkorea ausgesprochen. Die Führung in Seoul sollte jedoch von Aktionen Abstand nehmen, die "die versöhnliche Atmosphäre" störten, sagte der Herrscher des weithin abgeschotteten Landes in seiner vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Neujahrsansprache. Pjöngjang sei zu unvoreingenommenen Verhandlungen mit jedem bereit, der Frieden und die Wiedervereinigung wolle. Gespräche zwischen beiden koreanischen Staaten über Schritte zur Entspannung waren Mitte Dezember ohne Einigung beendet worden.

"Gnadenloser heiliger Krieg für Gerechtigkeit und Wiedervereinigung"

Kim kritisierte insbesondere die gemeinsamen Militärübungen Südkoreas mit den USA. Auch warnte er Seoul vor Aktivitäten, die die Vereinbarung von August zur Reduzierung der Spannungen an der Grenze gefährden könnten. "Wenn Aggressoren und Provokateure uns auch nur leicht berühren, werden wir nicht zögern, mit einem gnadenlosen heiligen Krieg für Gerechtigkeit und nationale Wiedervereinigung zu reagieren", so Kim. Das umstrittene Atomprogramm des kommunistischen Staates erwähnte er mit keinem Wort.

Kims Ansprache wurde von politischen Beobachtern - trotz der Warnungen an Südkorea - als eher zurückhaltend gewertet. Die Rede erfolgte einen Tag nach dem Staatsbegräbnis von Kim Yang Gon, der für die Beziehungen mit Seoul zuständig gewesen war. Offiziellen Angaben zufolge starb der hohe Politiker bei einem Autounfall am Dienstag. Sein Tod gilt als Rückschlag für die Bemühungen um eine Entspannung des Verhältnisses der verfeindeten Brudernationen.

"Wende in wirtschaftlicher Entwicklung bewirken"

Nordkoreas autoritärer Machthaber versprach in seiner Ansprache auch, den Lebensstandard in dem verarmten, international isolierten Land zu verbessern: "Wir müssen eine Wende in der wirtschaftlichen Entwicklung bewirken." Seit seiner Machtübernahme Ende 2011 hat Kim den Fokus auf die wirtschaftliche Entwicklung gelegt. Die Kontrollen über Bauern und Staatsfirmen wurden gelockert, während mehr als ein Dutzend Sonderwirtschaftszonen eingerichtet wurden. Es wird erwartet, dass sich Kim im Mai näher zum weiteren politischen Kurs äußert, wenn - erstmals seit 35 Jahren wieder - ein Parteitag der regierenden Arbeiterpartei Nordkoreas stattfindet.

sti/qu (afp, dpa)