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Nordkoreas Seoul-Diplomat stirbt

30. Dezember 2015

Kim Yang Gon gehörte zum engsten Zirkel der Macht in Pjöngjang, galt als einer der engsten Berater von Machthaber Kim Jong Un. Sein Tod sorgt für Spekulationen - und könnte Folgen für die Beziehungen zu Südkorea haben.

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Kim Yang Gon (Foto: dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/Yohnhap

Kim Yang Gon kam bei einem Autounfall ums Leben, verlautet es aus Pjöngjang. Der Verstorbene sei ein treuer Anhänger von Staatsgründer Kim Il Sung und dessen Sohn und Nachfolger Kim Jong Il und der "liebste und zuverlässigste Mitstreiter" des jüngsten Vertreters der nordkoreanischen Herrscherdynastie, Kim Jong Un, gewesen, heißt es in einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA. Sein Tod sei ein "großer Verlust für die Partei und das Volk". Bereits am Donnerstag werde ein Staatsbegräbnis für ihn stattfinden.

Beileidsbekundung aus Seoul

Der 73-Jährige gehörte jahrzehntelang dem engsten Machtzirkel in Pjöngjang an und galt als moderat. Kim Yang Gon war für die Beziehungen des kommunistischen Landes zu Südkorea zuständig. 2007 hatte er maßgeblich dazu beigetragen, dass das Gipfeltreffen zwischen dem damaligen nordkoreanischen Staatschef Kim Jong Il und dem damaligen südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun zustande kam.

Kim Yang Gon im August bei Verhandlungen mit Südkorea (Foto: Reuters)
Kim Yang Gon (hinten links) im August bei Verhandlungen mit SüdkoreaBild: Reuters/the Unification Ministry/Yonhap

Gespräche über weitere Schritte zur Entspannung des Verhältnisses beider Länder waren Mitte Dezember ohne Einigung beendet worden. Die Unterredungen waren Teil eines bilateralen Abkommens vom August zur Verbesserung der Beziehungen.

Die Regierung in Seoul bekundete nun ihr Beileid über den Tod Kim Yang Gons.

Negative Folgen für Annäherungsprozess?

Beobachtern zufolge könnte der Tod des Karrierefunktionärs den Prozess der Annäherung beider Staaten zurückwerfen. Er erwarte "negative Folgen für die Beziehungen" zwischen Nord- und Südkorea, sagte Yang Moo Jin von der Universität für Nordkorea-Studien der Nachrichtenagentur Reuters. Er sehe niemanden in Nordkorea, der Kim Yang Gon ersetzen könne als jemand, der die Unterbreitung von Vorschlägen im Bereich der Versöhnung wage und dahingehend den Staatschef berate.

Ob Kim Yang Gon tatsächlich Opfer eines Verkehrsunfalls wurde oder eines Komplotts, darüber spekulieren bereits Medien weltweit. Einige der einflussreichsten nordkoreanischen Parteifunktionäre starben nach offiziellen Angaben durch Verkehrsunfälle. Der aktuelle Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur KCNA über den Tod Kim Yang Gons verrate nicht, wo sich der Unfall ereignet habe, berichtet der US-Sender CNN. Und listet auf, welcher Personen sich Machthaber Kim Jong Un seit seinem Amtsantritt vor vier Jahren entledigt hat; beispielsweise seines Onkels Jang Song Thaek, den Staatsmedien nach dessen Hinrichtung als "jämmerlichen menschlichen Müll" bezeichneten.

Nord- und Südkorea befinden sich seit dem Ende des Korea-Kriegs 1953 formal im Kriegszustand, es wurde kein Friedensabkommen geschlossen. Immer wieder hat es Versuche einer Annäherung zwischen dem kommunistischen Norden und dem westlich orientierten Süden gegeben. Aber der Streit um das nordkoreanische Atomprogramm und wiederholte Raketentests sorgten für Rückschläge. Während Südkorea dem Norden eine atomare Aufrüstung vorwirft, fühlt sich Nordkorea durch gemeinsame Militärmanöver Südkoreas mit den USA provoziert.

bor/fab (rtr, dpa)