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Nobelpreisträger Pamuk holt abgesagte Deutschlandreise nach

8. März 2007
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Der türkische Literaturnobelpreisträger Orhan Pamuk wird seine vor dem Hintergrund massiver Drohungen abgesagte Deutschlandreise im Mai nachholen. "Wir freuen uns wirklich sehr, dass Orhan Pamuk sich so schnell bereit erklärt hat, die im Februar kurzfristig und ohne Begründung abgesagte Lesereise nachzuholen", sagte Christina Knecht vom Carl-Hanser-Verlag am Donnerstag in München. Die Lesereise werde am 2. Mai in Hamburg starten. Nach der Lesung in Berlin (3.5.) werde Pamuk am 4. Mai die Ehrendoktorwürde der Freien Universität entgegennehmen. Außerdem sind Lesungen in Köln (6.5.), Stuttgart (7.5.) und München (8.5.) geplant.

Nach der Absage der Lesereise im Februar war Pamuk überraschend in die USA geflogen, wo er nach türkischen Medien-Spekulationen längere Zeit bleiben wollte. Der Carl-Hanser-Verlag geht davon aus, dass Pamuk sich noch in den USA aufhält. In Deutschland war die unerwartete Absage des 54-jährigen Autors mit Bestürzung und deutlicher Kritik an der Türkei aufgenommen worden. Als Hintergrund werden Drohungen nationalistischer Türken gegen Pamuk vermutet, der sich in der Vergangenheit unter anderem für eine Aufarbeitung der türkischen Massenmorde an den Armeniern im Jahr 1915 ausgesprochen hatte. Dafür musste sich der 54-jährige Autor vor türkischen Gerichten wegen Verunglimpfung des Türkentums verantworten. Der Mord an seinem Freund, dem türkisch-armenischen Journalisten Hrant Dink, Anfang des Jahres auf offener Straße in Istanbul hat Pamuk, wie er selber sagte, "das Leben vergällt". Einer der mutmaßlichen Anstifter hatte bei einem Gerichtstermin auch Pamuk bedroht.