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Nicht einmal ein Drittel der ungarischen Arbeitslosen auf dem Lande ist registriert

21. Februar 2002

– Sollen sie auf Rechnung der EU versorgt werden?

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Budapest, 21.2.2002, PESTER LLOYD, deutsch

Die Agrarsubventionen der EU waren von Anfang an übertrieben, ihre Effektivität gering. Für die Betroffenen brachte die großzügige Unterstützung nicht Aufschwung, sondern machte sie zu Parasiten. Die Agrarbevölkerung Südeuropas war so arm und ungebildet, dass sie sich statt für mehr Arbeit und Modernisierung lieber spontan für ein Leben mit Fördergeldern entschieden hat. (…)

Nach Erhebungen der Agrarpolitiker, die die Osterweiterung der EU vorbereiten, leben in diesen zehn Ländern fünf Millionen mehr Menschen von der Landwirtschaft, als es sinnvoll und aufrecht zu erhalten wäre. Sie warnen vor einer ähnlichen Entwicklung, in deren Folge diese Bevölkerung noch besser von den Subventionen leben könnte als heute, obwohl sie zu einer effektiven Produktion nie fähig sein wird. Das Prinzip der Gleichbehandlung würde erfordern, dass überall, wo zu viele Menschen von der Landwirtschaft leben, die Unterstützungen im Verhältnis zur überflüssigen Arbeitskraft verringert werden. Das ist zwar berechtigt, doch würden die italienische, die spanische, die portugiesische und die griechische Regierung diese Forderung nie akzeptieren. Also würde der Anspruch Polens und Ungarns, gleiche Agrarfonds zu erhalten, bedeuten, dass sie für absehbare Zeit ihre Mitgliedschaft aufgeben. (…)

Geben wir zu, dass für diese Lage vor allem unsere Agrarpolitik nach der Wende verantwortlich ist. Wir waren von Anfang an bemüht, die Arbeitslosigkeit zu verstecken. Hunderttausende von Zwangsunternehmern waren nur ein Mittel zu diesem Zweck, das dann die ganze Wirtschaft einschwärzte. Ein noch größerer Fehler war die Form der Entschädigung, als man beschloss, dass der Mensch, der keine Arbeit hat, zumindest ein Stückchen Land erhalten soll, mit dem er überleben kann. Heute sind wir sehr stolz, dass die Zahl der registrierten Arbeitslosen unter dem EU-Durchschnitt liegt, erwähnen aber nicht, dass fast eine Million arbeitsfähige Menschen Zwangsunternehmer sind, auf Grund ihrer kleinen Wirtschaft existieren oder sich in ihren Haushalt zurückgezogen haben. Nicht einmal ein Drittel der Arbeitslosen in den Dörfern ist registriert. Diese wollen wir auf Rechnung der EU versorgen und in das Schicksal der Almosenempfänger betonieren. (fp)