Neue Gespräche zwischen Nord- und Südkorea
22. August 2009Nach fast zwei Jahren ist die diplomatische Eiszeit auf der koreanischen Halbinsel zu Ende. Ranghohe Vertreter Süd- und Nordkoreas trafen sich am Samstag (22.08.2009) in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul zu bilateralen Gesprächen. Daran nahmen der südkoreanische Wiedervereinigungsminister Hyun In Taek teil und der nordkoreanische Geheimdienstchef Kim Yang Kon. Er ist für innerkoreanische Angelegenheiten zuständig und leitet eine nordkoreanische Delegation, die am Freitag an der Trauerfeier für den verstorbenen südkoreanischen Ex-Präsidenten Kim Dae Jung teilgenommen hatte. Kim und Hyun sprachen knapp anderthalb Stunden miteinander, wie eine Sprecherin Hyuns sagte.
Unterschiedliche Bewertungen
Welche Themen bei dem Treffen auf den Tisch kamen, teilte die Sprecherin nicht mit. Der Nordkoreaner sprach sich aber Medienberichten zufolge für eine sofortige Verbesserung der Beziehungen zwischen beiden Ländern aus. In der Vergangenheit habe es kaum Gelegenheiten für Gespräche gegeben. Das erste hochrangige Treffen unter der Regierung von Südkoreas Präsident Lee Myung Bak biete nun eine Chance für "offene" Gespräche.
Hyun äußerte sich etwas zurückhaltender. "Ich will über bilaterale Themen sprechen", sagte er vorab. Er warnte gleichzeitig vor übertriebenen Erwartungen.
Zuletzt hatte es im November und Dezember 2007 Gespräche zwischen dem kommunistischen Norden und dem demokratischen Süden gegeben, damals noch unter dem südkoreanischen Präsidenten Roh Moo Hyun. Unter dessen konservativem Nachfolger Lee Myung Bak kühlte sich die Beziehung zwischen Seoul und Pjöngjang deutlich ab.
Spekulation über Treffen mit Lee
Die sechsköpfige nordkoreanische Delegation wollte noch am Samstag zurück nach Pjöngjang reisen. Hyun deutete jedoch an, dass die Abreise sich verzögern könnte. Dies nährte Spekulationen, dass möglicherweise überraschend noch ein Treffen mit dem südkoreanischen Präsidenten auf dem Plan stehen könnte.
Die Delegation war am Freitag in Seoul eingetroffen, um dem verstorbenen früheren südkoreanischen Präsidenten Kim Dae Jung die letzte Ehre zu erweisen. Kim war am Dienstag im Alter von 85 Jahren gestorben. Seine sogenannte Sonnenscheinpolitik führte zu einer beispiellosen Annäherung der beiden koreanischen Staaten, die ihren Höhepunkt in einem Gipfeltreffen mit dem kommunistischen Staatschef Kim Jong Il 2000 in Pjöngjang fand. Im Jahr 2000 erhielt Kim für seinen Versöhnungskurs den Friedensnobelpreis. Am Sonntag soll Kim beigesetzt werden. (mas/sas/ap/afp)