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Showtime im Arbeitsamt

21. Juli 2009

Ein gutes Kultur- und Unterhaltungsangebot entwickelt sich immer mehr zum Wirtschaftsfaktor. Der Arbeitsmarkt für Künstler wächst. Nachwuchsförderung und gezielte Künstlerfachvermittlung werden immer wichtiger.

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Darsteller des Musicals "Cats" (Foto: dpa)
Der Weg zum Bühnenstar - oft mühsam und beschwerlichBild: picture-alliance / dpa
Zwei junge Frauen singen (Foto: ZAV)
Junge Schauspielerinnen geben eine Kostprobe ihres KönnensBild: ZAV

Showtime im Arbeitsamt: In den Räumen der Kölner Künstlerfachvermittlung herrscht reger Andrang beim Aktionstag, bei dem alle Türen offen stehen und den interessierten Besuchern Informationen rund um künstlerische Berufe hautnah vermittelt werden. Auf einer kleinen Bühne geben Studenten einer Schauspielschule Kostproben ihres Könnens. Angesagt sind Szenencollagen aus dramatischen Werken des Dichters Friedrich Schiller - mal als Sprechgesang, mal klassisch.

Permanente Weiterbildung

Lebenslanges Lernen ist für Künstler der Normalfall. Nur wer sich permanent weiterbildet, wird sich am Markt behaupten können. Junge Leute mit künstlerischen Ambitionen sollten sich früh genug mit dieser Tatsache auseinander setzen. Dabei spiele die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) der Arbeitsagentur eine wichtige Vermittlerrolle, meint Teamleiterin Altera Piccolo: "Wir moderieren ja den Übergang von Ausbildung in den Beruf, das ist eine unserer Aufgaben. Und das wollen wir in den Fokus stellen." Eigentlich sei man ja eine Fachvermittlung für Profis. Aber es gelte auch, Schülern, Studenten und anderen interessierten jungen Menschen Informationen über künstlerische Berufe zu liefern, "und auch, den einen oder anderen Zahn zu ziehen." Denn Darstellende Kunst ist harte Arbeit. Und die Grundlage für diese Arbeit liege nun mal in einer soliden Ausbildung.

Aktionstag bei der Künstlerfachvermittlung (Foto: ZAV)
Aufmerksames Publikum beim Aktionstag der ZAVBild: ZAV

Rund 56.000 Künstlerinnen und Künstler führt die Fachvermittlung der Arbeitsagentur insgesamt in ihrer Kartei. Dabei unterscheidet sie fünf Sparten: Nämlich Film und TV, Theater, Unterhaltung, Werbung und Musiktheater. Insgesamt in sieben deutschen Städten ist die Künstlerfachvermittlung der Bundesagentur für Arbeit vertreten. Und dieses Angebot wird von den Künstlern gerne angenommen. So schwärmt beispielsweise der DJ Kai Störmann von der guten Zusammenarbeit. Er werde regelmäßig zu Veranstaltungen vermittelt. Und auch im Bekannten- und Freundeskreis höre er nur Gutes: "Klar gibt's von Kollegen dann auch ein Feedback: Ich habe hier einen Job bekommen. Das hat super funktioniert. Vielen Dank für den Tipp."

Umsätze im dreistelligen Milliardenbereich

Zwei Frauen auf einer Bühne zeigen, wie eine Gesangsstunde abläuft (Foto: ZAV)
Klassischer Gesang erfordert eine langjährige AusbildungBild: ZAV

Mehr als sechs Millionen Beschäftigte in den entsprechenden Branchen im Kultur- und Unterhaltungsbereich erzielen europaweit Umsätze im höheren dreistelligen Milliardenbereich. Entsprechende Studien der EU-Kommission zeichnen insgesamt ein beeindruckendes Bild. Nach Untersuchungen des Bundeswirtschaftsministeriums gibt es in Deutschland gut 200.000 Unternehmen mit mehr als einer Million Beschäftigten, die in der Kultur- und Kreativwirtschaft arbeiten.

Dabei geht der Trend dahin, dass immer mehr Künstler freiberuflich unterwegs sind. Ihr Einkommen erzielen sie durch viele kleinere Engagements. Dabei ist der Service, den das Arbeitsamt bietet, oft eine willkommene Hilfe. Die Fachvermittler kommen alle selbst aus künstlerischen Berufen und können deshalb ganz genau beurteilen, wer sein Handwerk professionell beherrscht. Jeder Bewerber wird vor der Aufnahme in die Vermittlungskartei auf Herz und Nieren geprüft. "Die Künstler und ihre potentiellen Arbeitgeber profitieren gleichermaßen von unserer Arbeit. Denn wir sprechen eine Sprache, die beide Seiten verstehen", betont Vermittlerin Altera Piccolo.

Die Zahl der Menschen, die in künstlerischen Berufen arbeiten, steigt seit Jahren. Bereits 2007 hieß es dazu in einer Publikation des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): "Insgesamt arbeitet jeder zehnte Erwerbstätige Berlins in der Kreativwirtschaft. Damit ist dieser Zweig inzwischen größer als das verarbeitende Gewerbe in der Stadt."

Künstlerische Berufe sehr beliebt

Besucher drängeln sich um einen Tisch (Foto: ZAV)
Gefragt: Informationen über künstlerische BerufeBild: ZAV

Ob und wie sich die aktuelle Wirtschaftskrise auf die Kunstschaffenden auswirkt, darüber gibt es noch keine seriösen Erhebungen. Traude Castor von der Fachvermittlung glaubt jedoch, dass sich positive und negative Einflüsse die Waage halten. "Wenn man Mitarbeiter entlässt wird nicht gefeiert, aber es wird andererseits geheiratet. Man sucht nach Stabilität. Und wer heiratet, der möchte auch gerne Musik dabei haben, der möchte die Stimmung positiv begleitet haben durch künstlerische Darbietungen." Es gebe also bestimmte Bereiche, "wo man ein Mehr hat in der Krise und bestimmte Bereiche, wo man ein Weniger hat."

Alleine die Kölner Agentur hat in den vergangenen Jahren durchschnittlich jeweils 15.000 bis 18.000 Vermittlungen gezählt. Jetzt hoffen die Verantwortlichen, dass sich diese Quote auch in Zeiten der Krise halten lässt. Für Teamleiterin Altera Piccolo sind die Wirtschaftskrise, die daraus resultierende schlechte Stimmung und das Nachdenken über einen Wertewandel derzeit die alles beherrschenden Themen. "Kunst und Kultur ist etwas, was den Geist auffangen kann. Diejenigen, die dafür zuständig sind, nämlich die Künstler, müssen einen festen Stand haben und unterstützt werden."

Autor: Klaus Ulrich

Redaktion: Monika Lohmüller