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Musikalische Hommage an Norbert Zongo

4. Mai 2009

Wer zu viel hinterfragt muss sterben. 41 Journalisten wurden 2008 bei der Ausübung ihrer Arbeit getötet. Auch Norbert Zongo hatte zu viele Fragen gestellt. Der Burkinabé wurde vor mehr als zehn Jahren getötet.

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Symbolbild Pressefreiheit
In vielen Ländern leben Journalisten gefährlich

"Sie haben auf Norbert geschossen… sie wollten ihn zum Schweigen bringen, dann haben sie alles verbrannt und seine Akte zur Geheimakte gemacht. Aber das lassen wir nicht mit uns machen. Sie können uns einen Maulkorb aufsetzen – solange sie keinen Prozess bekommen, werden wir nicht schweigen." Nicht geschwiegen hat eine Gruppe von Musikern aus Burkina Faso zum 10. Todestag von Norbert Zongo. Sie haben gemeinsam mit internationalen Künstlern wir Didier Awadi aus dem Senegal und Tiken Jah Fakoly aus der Elfenbeinküste eine CD aufgenommen.

Verbrannte Leichen

Tiken Jah Fakoly (Foto: AP)
Tiken Jah Fakoly singt auf der CD für Norbert ZongoBild: AP

Mit "Norbert Zongo – Dossier Classé?" (Norbert Zongo - Geheimakte?) erinnern sie an den Journalisten aus Burkina Faso und mahnen in Songs wie "10 ans d’impunité" ("10 Jahre Straflosigkeit") einen Prozess für die Mörder von Zongo an. Am 13. Dezember 1998 war Norbert Zongo gemeinsam mit seinem Bruder, seinem Chauffeur und einem weiteren Angestellten bei einem Anschlag ums Leben gekommen. Rund 100 Kilometer südlich von der burkinischen Hauptstadt Ouagadougou wurden die verbrannten Leichen der vier Männer in einem Auto gefunden. Für das Volk in Burkina Faso war schnell klar: Der Anschlag hatte einen politischen Hintergrund. Und zu dem gleichen Ergebnis kam dann auch eine unabhängige Untersuchungskommission – mehr als fünf Monate später.

Frühe Warnung

Schon vier Jahre vor seinem Tod hatte Norbert Zongos Mutter Angst um ihren Sohn. Einmal hat Zongo ein Gespräch mit seiner Mutter aufgeschrieben: "Mein Sohn, ich bin gekommen um Dir zu sagen, dass die Leute mir erzählem, Du schreibst über den Präsidenten, der an der Macht ist. Und das er sich das nicht gefallen lassen wird. Er wird Dich nicht einfach nur einsperren, so wie der andere. Der hier wird Dich töten. Wenn das, was man sagt, stimmt, möchte ich Dich bitten, nicht mehr zu schreiben." Doch der Journalist schrieb weiter und seine Mutter sollte Recht behalten: Ihr Sohn, Herausgeber und Redakteur des Independant wollte den Fall des zu Tode gefolterten David Ouedraogo aufklären. Ouedraogo hatte als Chauffeur bei Francois Compaoré gearbeitet, dem Bruder des Präsidenten Blaise Compaoré.

Blaise Compaoré (Foto: AP)
Undurchsichtige Rolle im Fall Zongo: Blaise CompaoréBild: AP

Im August 2000 wurden fünf Mitglieder der Sicherheitsgarde des Präsidenten wegen Mordes an Ouedraogo zu langen Haftstrafen verurteilt. Auch Francois Compaoré stand 1999 unter Mordanklage an Ouedraogo vor Gericht. Allerdings wurde die Anklage wieder fallengelassen.

Mörder von Zongo?

Die nach den Recherchen von Zongo verurteilten Mörder von Ouedraogo standen zwar auch unter Verdacht, den unbequemen Journalisten selbst umgebracht zu haben, aber der Mordfall Zongo wurde nie richtig aufgeklärt. Die Anklage gegen den einzigen Beschuldigten, Marcel Kafando, war wieder aufgehoben worden, weil ein Zeuge seine Aussage zurückgezogen hatte. Internationale Organisationen wie Reporter ohne Grenzen werfen der burkinischen Justiz vor, den Fall Norbert Zongo verschleppt zu haben, um den Bruder des Präsidenten zu schützen.

Gerechtigkeit für Zongo

"Öffnet die Akte Zongo", singt der burkinische Rapper Smockey. "Das burkinische Volk weiß, was es will. Die Mörder werden bezahlen. Seit diesem Tag des Hasses, dem 13. Dezember 1998, ist Norbert Zongo unsterblich geworden. Gerechtigkeit für Norbert!", fordert Smockey in seinem Song auf der Norbert-Zongo-CD. Er und die anderen Musiker von der CD "Norbert Zongo – Dossier Classé?" sind nicht allein mit ihrem Wunsch nach Aufklärung des Mordes: Immer wieder haben die Burkinabé im vergangenen Jahr Versammlungen, Streiks und Trauertage organisiert, um an den mutigen Journalisten zu erinnern.

Autorin: Christine Harjes

Redaktion: Dirk Bathe