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Mit Nerds unterwegs

Silke Wünsch19. November 2013

Auch eine Onlineredakteurin muss sich hin und wieder vom Bildschirm trennen, damit sie nichts von dem verpasst, was außerhalb des Netzes läuft. Denn die Netzgemeinde, die gibt es nicht nur im Internet.

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Köln Instagram-Foto von: Silke Wünsch
Ansicht von Köln: der Instagram-Filter macht es dramatischer als es in Wirklichkeit aussiehtBild: DW/S. Wünsch

Neulich abends traf ich mich mit einem Haufen Blogger zum Austausch bei einem gemeinsamen Bier. Spannend war es, die Gesichter hinter den lustigen Twitter- und Blognamen zu sehen, es waren tatsächlich richtige Menschen. Ich lernte schreibende Kollegen kennen und Technik-Freaks. Außerdem ein nettes Paar, von dem beide ihren kompletten Alltag in ihren Blogs verarbeiten ("Na warte, Schatz, darüber blogge ich gleich!"). Prompt hatte ich mehrere neue Follower auf Twitter, neue Leser dieser Seite und einen neuen Autor. Und eine Einladung zu einem Podcast.

Die nahm ich gerne an. Wenige Tage später saß ich mit zwei engagierten digitalen Menschen in einer sehr hippen Start-up-Schmiede bei einem Latte Macchiato in einem provisorischen Studio, bestehend aus mobiler Technik, die in zwei Köfferchen passt. Herzstücke dieser kleinen aber mächtigen Gerätschaften waren eine Webcam, die alles aufzeichnete, und der Rechner, der das alles direkt ins Netz streamte.

Locker-flockig saßen wir drei dann da und unterhielten uns über das Internet und was alles dort geschieht, was man damit anstellen und mit welchen Apparaten man es sich anschauen kann. Wir sprachen über Onlinejournalismus, über die re:publica und Streamcamps, Lesungen und andere Veranstaltungen, über iPhones und Nexus-Smartphones und schauten uns lustige Youtube-Videos an.

Es war sehr kurzweilig, obwohl der Stream anderthalb Stunden dauerte. Dieser "Nerdhub Netzcast" ist witzig, unangestrengt und interessant. Die nächste Ausgabe habe ich mir einfach so nebenbei beim Putzen angehört. Eine Sendung von Nerds für Nerds und Nicht-Nerds. Was ich sehr erfrischend finde.

Mehr als nur ein @

Von diesem Nachmittag habe ich eine weitere Einladung mitgenommen: zu einer Fotosafari mit dem Handy und der Fotosoftware Instagram. Die sogenannten Instawalks sind auf der ganzen Welt verbreitet. Ziel ist es, seine Stadt kennenzulernen, dabei hippe Fotos zu machen und sie in der Instagram-Community zu teilen. Zu bestimmten Themen gibt es Fotowettbewerbe - etwa "Boote und Schiffe in schwarz-weiß".

Auch in Köln gibt es eine wachsende Gruppe von begeisterten Hobbyfotografen, die sich alle paar Wochen zum "Kölnergramwalk" treffen und buchstäblich jeden Stein knipsen. Viele rücken mit ihren "echten" Kameras an, teuren Digital- und Spiegelreflexkameras.

Auch beim letzten Kölnergramwalk waren richtige Nerds dabei. Einer hatte sogar ein analoges Gerät, mit dem er, wie in alten Tagen, unter einem Umhang verschwand, als er ein lang belichtetes Foto "komponierte".

Ich aber hatte mir fest vorgenommen, an diesem Nachmittag nur Instagrams zu machen. Handyfotos mit ein paar Filtern. Geknipst, bearbeitet, ins Netz gestellt, fertig. Fazit: mindestens zehn neue Follower.

In diesen letzten Wochen habe ich eines gelernt: Im Netz freundet sich meine digitale Identität mit der anderer Netzbewohner an. Nun findet man trotz aller möglichen sozialen Netzwerke nicht immer die passenden Leute. Da hilft es durchaus, wenn man den Menschen hinter der digitalen Identität kennenlernt.

Will die digitale Gemeinde sich vergrößern, muss sie sich viel öfter außerhalb des Netzes treffen. Ich bin dabei. Zu Recherchezwecken natürlich. Das nächste Treffen der Kölner Instagram-Gruppe findet auf einem Weihnachtsmarkt statt. Bei Bratwurst und Glühwein, versteht sich.

Silke Wünsch ist Redakteurin der Seite "Digitales Leben". Eines Tages wurde sie gefragt, ob sie diese Seite gerne betreuen möchte. Sie sagte: "Nun, ich bin bei Facebook und liebe hübsche Computer aus Cupertino, warum eigentlich nicht?" Und schon hatte sie den Job. An dieser Stelle schreibt sie über die schrägen Seiten des Digitalen Lebens, kommentiert das Treiben des Netzvolkes und wundert sich über die Skurrilitäten, die dieses komische Internet so spannend machen.

Silke Wünsch, Redakteurin. Foto und Copyright Christel Becker-Rau
Bild: DW / Christel Becker-Rau