Misstrauen gegen den weißen Mann
21. Juli 2006Die Straßen von Kinshasa hängen voller Wahlkampfplakate für die bevorstehenden Präsidentenwahlen. Die mächtigen Kandidaten haben Millionen Dollar in ihren Wahlkampf-Kassen - und so prangen Präsident Joseph Kabila und sein ärgster Rivale, der einstige Warlord Jean-Pierre Bemba, großformatig an jeder Straßenecke. Die schwächeren, unbekannten Kandidaten setzen auf selbst gebastelte Plakate. 33 Politiker bewerben sich insgesamt um das höchste Amt der Demokratischen Republik Kongo. Apollinaire Malu-Malu ist Präsident der unabhängigen Wahlkommission und hofft, dass es nach der Abstimmung friedlich bleibt und das Land nicht wieder wie in früheren Zeiten in einen brutalen Machtkampf verfällt: "Wahlen sind doch kein Krieg. Es gibt immer Verlierer, aber die sollten die politischen Spielregeln akzeptieren", sagt er.
Die zweite Generation
Die Lage weist Parallelen zu der von vor 46 Jahren auf, als der Kongo seine Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Belgien erlangte: Die Kandidaten tragen sogar die gleichen Namen: Es sind die Kinder der politischen Elite von 1960, die Söhne von Lumumba, Mobuto und Kabila. Auch die Tochter des ersten demokratisch gewählten Staatspräsidenten Kasavubu tritt an. Alles hänge nun davon ab, ob diese politischen Kinder, anders als die Elterngeneration, die demokratische Entscheidungen akzeptieren, erklärt der Journalist Ben-Clet Kankonde Dambu: "Alle Kriege, die wir erlebt haben, drehten sich immer nur um die Macht, und Machthaber haben aus dem Land ein Desaster gemacht."
Während der Wahltermin am 30. Juli näher rückt, wird die Stimmung im Kongo immer angespannter. Viele Kongolesen misstrauen den europäischen Truppen: "Sie reden von einem Komplott. Die Menschen fragen sich, warum uns die Weißen immer nur Leute schicken, die das Land korrumpieren und zerstören. Die internationale Gemeinschaft lässt uns doch niemanden wählen, der gegen ihre Interessen ist, oder zumindest diese nicht schützt", findet Mills Tshibangu, er ist einer der Kandidaten. Für den Herausgeber des Oppositionsblattes "Le Potentiel", Freddy Mulumba, ist der Einsatz nicht transparent genug: "Die Kongolesen glauben, dass die Truppen Joseph Kabila unterstützen. Die EU-Truppe müssten das besser kommunizieren, damit allen die Position klar ist.
Kabila in Schach halten
Momentan arbeiten die europäischen Soldaten an einer Strategie, wie sie die Regierungstruppen von Präsident Kabila während der Wahlen in Schach halten können. Nur wenn das gelingt, wenn die ausländischen Soldaten nicht in den Prozess eingreifen, haben die Wahlen eine Chance. Und die Europäer hätten ihr Versprechen eingehalten, faire Wahlen zu sichern.