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Investor gesucht

9. Januar 2009

Die Merckle-Gruppe bereitet sich nach dem Selbstmord ihres Firmengründers auf den Verkauf des Pharmaunternehmens "ratiopharm" vor. Die Veräußerung könnte zum Lackmus-Test für weitere Übernahmen in der Branche werden.

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Logo Merckle/ratiopharm (Quelle: DPA)
Merckle muss ratiopharm abgebenBild: picture alliance/dpa

Erstes Ziel sei es, so schnell als möglich einen geeigneten Vermittler zu finden, erklärte eine Sprecherin von der zu Merckle gehörende Vermögensverwaltungsgesellschaft VEM am Freitag (09.01.2009) in Ulm. Die Gruppe stehe nicht unter Druck, da sie durch den nun zugesicherten Überbrückungskredit Zeit gewonnen habe. Die Gläubigerbanken hatten dem Unternehmen nach der Zusicherung des Verkaufs von ratiopharm eine Summe von 400 Millionen Euro gewährt.

Anschließend werde ratiopharm bewertet, so die Sprecherin. Dann erst werde der Verkauf eingeleitet. Die Veräußerung solle zwar so schnell wie möglich abgewickelt werden, wichtiger sei es aber, einen Investor zu finden, der strategisch zu dem Unternehmen passe, so die VEM-Sprecherin. Ein Verkauf in diesem Jahr sei unwahrscheinlich.

Mögliche Käufer

Adolf Merckle (Quelle: DPA)
Pharma-Milliardär Adolf Merckle hat sich wegen der Krise seiner Unternehmensgruppe das Leben genommenBild: picture-alliance/ dpa

Experten gehen davon aus, dass es wegen der Finanzkrise nicht einfach werden wird, für ratiopharm einen neuen Eigentümer zu finden. Zwar könnte ratiopharm auch bei Finanzinvestoren auf dem Radar sein. Wegen der Kreditklemme müssten diese sich aber vermutlich zusammentun. Interesse bekundete bereits die Beteiligungsfirma BC Partners.

Die besten Karten dürften andere Pharma-Unternehmen haben. Als heißer Kandidat wird die israelische Teva gehandelt, die allerdings nach eigenen Angaben derzeit eher keine Großübernahmen plant. Auch der französische Pharmariese Sanofi-Aventis und der amerikanische Konzern Watson wurden genannt. Von der ratiopharm-Belegschaft wurden zudem der US-Konzern Pfizer sowie japanische Firmen ins Spiel gebracht.

Lackmus-Test für weitere Übernahmen in der Branche

Experten schätzen, dass ratiopharm maximal für das zweifache seines Jahresumsatzes verkauft werden kann. Mit Erlösen von zuletzt 1,8 Milliarden Euro wäre das Unternehmen, von dem sich die Industriellenfamilie Merckle trennen muss, somit bis zu 3,6 Milliarden Euro wert.

Experten erwarten gespannt, wie sich Firmenbewertung und den Verkauf von ratiopharm gestalten werden, schließlich könnte die Höhe des Preises Richtschnur für weitere Zukäufe hierzulande werden. Eine niedrigere Bewertung könnte Großkonzerne aus dem Ausland locken.

Das schwankende Merckle-Imperium

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass der Pharmahersteller ratiopharm auf Druck der Gläubigerbanken verkauft wird. Das Unternehmen mit weltweit 5400 Mitarbeitern, 2850 davon in Deutschland, gehört zur finanziell stark angeschlagenen Merckle-Gruppe und wurde 1973 von Adolf Merckle gegründet. Der Firmenmogul hatte sich am Montag (06.01.2009) das Leben genommen. (sas)