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Meine schlechtere Hälfte

Rafael Heiling25. Februar 2003

Filmfans kann die Nachricht von geklonten Babys nicht wirklich überraschen. Immer wieder tauchen Klone im Kino auf - in der neuen "Star Trek"-Folge zum Beispiel. Auffällig ist: Die Kopien sind fast immer Schurken.

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Klone machen KatastrophenBild: www.lost-world.com

Genetik und Gen-Ethik sind schon im bekannten Zukunfts-Movie "Gattaca" Thema (1997): Dort nimmt Vincent (alias Ethan Hawke) die Identität des nach einem Unfall verkrüppelten Jérôme an und mogelt sich mit Proben von dessen Haar, Haut und Blut durch Gentests.

Mit einem echten Klon bekommt es dagegen Adam Gibson (Arnold Schwarzenegger) in "The Sixth Day" (2000) zu tun. Er kommt heim und stellt fest, dass er schon da ist: Verbrecher haben den Polizisten geklont und wollen ihn umbringen. "Alien – Resurrection" (1997) und "Twins" (1988) sind weitere Beispiele für Klon-Movies, die aus verschiedensten Genres stammen können - vom Thriller bis zur Komödie. Und angeblich spielt Franka Potente in ihrem nächsten Film eine Pianistin, die sich klonen lässt.

Senatoren, Diktatoren – alles Klone

Der erste Film, in dem ein geklonter Mensch agiert, entstand schon in den frühen 70er Jahren. In "Die Auferstehung des Zacchary Wheeler" (1971) lässt sich ein US-Senator (Bradford Dillman) nach einem Unfall heimlich gentechnisch heilen. Reporter Walsh (Leslie Nielsen) kommt ihm aber auf die Spur. Sogar Adolf Hitler sollte einmal geklont werden: In "The Boys from Brazil" (1978) hat der SS-Arzt Josef Mengele (Gregory Peck) diesen teuflischen Plan.

Überhaupt sind Klone meistens böse. In "Jurassic Park" (1993) wüten geklonte Saurier, in "Star Wars Episode II" (2002) bekommen die Rebellen des Guten Verstärkung durch ein Klon-Heer. Und in der neuen "Star Trek"-Folge ("Nemesis") merkt Captain Picard, dass er einen gemeinen Klonbruder hat.

Angst vor missratenen Ebenbildern

Die Gen-Gauner seien ein Ausdruck für die Angst der Menschen vor ihren Klonen, erklärt Alexandra Schneider vom Seminar für Filmwissenschaften an der Freien Universität Berlin gegenüber DW-WORLD. "Filme sind der Ort, wo solche Ängste thematisiert werden können. Menschen gehen eben davon aus, dass Klone immer nur schlechte Kopien sind."

Das Thema Klonen ist brisant und hinterlässt tausend Fragen. "Und solange man nicht weiß, wie es darum bestellt ist, wird sich kein Film so weit hinauswagen und fürs Klonen Werbung zu machen", erklärt Schneider.

Intelligenz auf Abwegen

Dabei gehen die Filmemacher den Sachverhalt nicht unbedingt realistisch an, erläutert Thomas Klein vom filmwissenschaftlichen Seminar der Universität Mainz. "Es wird immer versucht, ein bisschen von der Wissenschaft zu abstrahieren." Geklonte Film-Menschen hätten immer eines gemeinsam: "Sie sind sehr intelligent, aber diese Intelligenz gerät auf die schiefe Bahn."

Dass Klonen nicht unbedingt vorteilhaft sein muss, können schon Kinder erfahren. Im ersten "Pokémon"-Film (1999) wird Mewtwo aus einem Haar des mächtigen Mew erschaffen – und hat danach eine mächtige Identitätskrise.

Gesundheit gewonnen, Liebe verloren

"Das Doppelgänger-Motiv ist im Kino schon immer beliebt gewesen", berichtet die Filmforscherin. "Man kann es realistisch darstellen. Und es gibt einen guten Konfliktstoff her." Klein allerdings findet, "dass es zum Klonen relativ wenig Filme gibt – noch." Denn das Thema werde mittlerweile heftig diskutiert.

Auch in Büchern sind Klone unterwegs. Vielschreiber Ken Follett fährt in "Der dritte Zwilling" (1997) gleich acht Menschenkopien auf und macht auf ein Problem des Klonens aufmerksam: Die Kopie begeht eine Vergewaltigung und das Original soll büßen. Die Mutter aller Klon-Romane ist sicherlich "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley, erschienen bereits 1932: Die Menschheit aus der Retorte ist alle Krankheiten losgeworden. Sie verliert aber auch die Liebe.