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Mali bittet um Hilfe gegen Rebellen

19. Juli 2012

Sie zerstören nicht nur die Kulturdenkmäler, sie morden, lassen auspeitschen und verlangen Unterwerfung unter die Scharia. Gegen den Terror der Islamisten sucht die Regierung Malis jetzt den Beistand des Auslands.

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Milizionäre der islamistischen Ansar Dine (foto:reuters)
Bild: Reuters

Mali, die einstige Musterdemokratie auf dem afrikanischen Kontinent, ist in einen brutalen Bürgerkrieg gestürzt. Die zivile Übergangsregierung - eingesetzt auf Gnaden der Putschgeneräle - ist schwach und ihre Armee hat gegen die islamistischen Rebellen im Norden keine Chance. So erging jetzt die Bitte an den Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), wegen Verbrechen im Zusammenhang mit dem bewaffneten Konflikt Ermittlungen aufzunehmen. Einen entsprechenden Antrag habe Justizminister Malick Coulibaly in Den Haag der IStGH-Chefanklägerin Fatou Bensouda übergeben, teilte das Gericht mit.

Malis Regierung beklagt darin unzählige Morde, Entführungen und Vergewaltigungen sowie die Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten. Die Ermittlungen sollen sich auch auf die Vernichtung islamischer Heiligtümer in Timbuktu erstrecken, die von der UN als Weltkulturerbe eingestuft worden waren. Chefanklägerin Bensouda erklärte, die IStGH-Staatsanwalt werde rasch prüfen, ob Ermittlungen des vor allem für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zuständigen Gerichtshofes angebracht sind.

"Afrikanistan"

Im Norden des westafrikanischen Staates, über den die Regierung in Bamako weitgehend die Kontrolle verloren hat, wüteten seit Januar Rebellengruppen der Tuareg-Nomaden. Nach dem Sturz des Regimes in Libyen sind viele der Tuareg, Ex-Söldner von Machthaber Muammar al-Gaddafis, mit ihren Waffen zurückgekehrt und kämpfen in der Halbwüstenregion für einen eigenen Staat.

Dann übernahmen Islamisten die Revolte im Norden, gaben die Allianz mit den säkularen Tuareg auf und schlugen diese in die Flucht. Auch islamische Extremisten aus dem Ausland sollen aktiv sein, unter ihnen Mitglieder des Terrornetzwerkes Al Kaida. Afrikanische und europäische Staatschefs vergleichen Mali inzwischen mit Afghanistan, Beobachter sprechen von "Afrikanistan".

Drei ausländische Geiseln wieder frei

Zwischen die Fronten geraten in der Region auch immer wieder Ausländer. Drei im Oktober in Algerien verschleppte europäische Entwicklungshelfer kamen jetzt frei. Ein Sprecher der islamistischen Gruppe MUJAO (Bewegung für Einheit und Dschihad in Westafrika) sagte der Nachrichtenagentur AFP, ein Spanier, eine Spanierin und eine Italienierin seien freigelassen worden, "da unsere Bedingungen erfüllt wurden". Madrid und Rom bestätigten dies. Als Gegenleistung wurden offenbar islamische Fundamentalisten "in einem muslimischen Land" auf freien Fuß gesetzt. Und auch Lösegeld soll geflossen sein.

SC/kle (afp, dapd, dpa)