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Löw bekennt sich zu Niersbach

Stefan Nestler20. Oktober 2015

Bundestrainer Joachim Löw stärkt DFB-Chef Wolfgang Niersbach in der Debatte um die Vorwürfe des "Spiegel" in Sachen WM 2006 den Rücken. Der DFB bestreitet derweil, eine Anzeige gegen Theo Zwanziger zu prüfen.

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Joachim Löw und Wolfgang Niersbach bei einer Pressekonferenz während der WM 2014. Foto: dpa-pa
Joachim Löw (r.) und Wolfgang Niersbach während der WM 2014Bild: picture-alliance/dpa/A. Gebert

"Ich finde es unfair, wie undifferenziert in den letzten Tagen hier teilweise berichtet wurde, welche Rückschlüsse gezogen wurden, ohne Beweise vorliegen zu haben", sagte Bundestrainer Joachim Löw zu möglichen Manipulationen rund um die stimmungsvolle deutsche Heim-WM 2006. Damals hatte Löw als Assistent von Teamchef Jürgen Klinsmann einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass die WM als "Sommermärchen" in die deutsche Fußballgeschichte einging. Nach der WM 2006 übernahm er den Posten des Bundestrainers und führte die Nationalmannschaft schließlich 2014 zum Weltmeistertitel. Löw stellte sich ausdrücklich hinter DFB-Präsident Wolfgang Niersbach: "Auf sein Wort ist zu 100 Prozent Verlass. Einen besseren Präsidenten können wir uns gar nicht wünschen. Ich bin sicher, dass die offenen Fragen geklärt werden."

Löw: "Größtes Vertrauen"

Das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" hatte berichtet, es habe vor der WM-Vergabe an Deutschland im Jahr 2000 beim DFB eine mit umgerechnet 6,7 Millionen Euro gefüllte Schwarze Kasse gegeben, was auf gekaufte Stimmen bei der FIFA-Entscheidung hinweise. Der "Spiegel" hatte als Beleg seiner Behauptungen auf ein angebliches Geheimpapier verwiesen, auf dem eine handschriftliche Notiz des damaligen Medienchefs Niersbach stehe. Löw sieht keinen Grund, an der Integrität des jetzigen DFB-Chefs zu zweifeln. "Ich erlebe den DFB nun schon seit mehr als elf Jahren, in denen ich für ihn tätig sein darf, als äußerst seriös geführten Verband", sagte Löw. "Dafür steht für mich in erster Linie Präsident Wolfgang Niersbach, zu dem ich größtes Vertrauen habe und der uns bei der Nationalmannschaft sein Vertrauen auch in Phasen, in denen es mal nicht so gut läuft, immer spüren lässt."

DFB will Untersuchungsergebnisse abwarten

Derweil hat der DFB einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" widersprochen, der Verband prüfe eine Anzeige gegen den früheren DFB-Präsidenten Theo Zwanziger wegen Untreue. Die Meldung entbehre jeder Grundlage, sagte DFB-Vizepräsident Rainer Koch. Er verwies lediglich auf die externe Untersuchung einer Wirtschaftskanzlei und die interne Prüfung des Kontrollausschusses beim DFB. "Weitere Entscheidungen des DFB-Präsidiums können erst nach Vorliegen von Untersuchungsergebnissen erfolgen", sagte Koch.

Theo Zwanziger. Foto: dpa-pa
Theo ZwanzigerBild: picture-alliance/dpa

Zwanziger will eidessstattliche Erklärung abgeben

Als damaliger Schatzmeister des WM-Organisationskomitees soll Zwanziger angeblich dafür gesorgt haben, dass die 6,7 Millionen Euro aus der Schwarzen Kasse über den Umweg eines FIFA-Kontos an den mutmaßlichen Geldgeber, den inzwischen verstorbenen Ex-Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus, zurücküberwiesen wurde. Zwanziger hatte am Montag über seinen Anwalt verbreiten lassen, dass er Niersbach bereits seit drei Jahren bitte, die Angelegenheit aufzuklären. Er werde, so der 70-Jährige, nach der Rückkehr aus seinem Urlaub mittels einer eidesstattlichen Erklärung bekanntgeben, was er wisse.

Druck aus den eigenen Reihen

Kritische Töne sind inzwischen auch aus Reihen des DFB zu hören. Hans-Ludwig Meyer, Präsident des Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verbands, sagte in einem Zeitungsinterview, Niersbach hätte bereits vor einem halben Jahr auf das DFB-Präsidium zugehen müssen, als der DFB-Chef nach eigenen Worten die Ermittlungen in der Angelegenheit eingeleitet habe. "Die Stimmung ist sicherlich nicht die allerbeste im Augenblick", räumte DFB-Vizepräsident Eugen Gehlenborg, Chef des Norddeutschen Fußballverbands, ein: "Die erhobenen Anschuldigungen treffen uns alle schwer. Es muss eine schnelle und gründliche Untersuchung geben."

sn/jhr (dpa, sid)