1. Mai blieb nicht überall ruhig: Krawalle in Hamburg und Istanbul
1. Mai 2008Den "Tag der Arbeit" am 1. Mai nutzen die Gewerkschaften alljährlich, um ihre sozialpolitischen Forderungen auf Kundgebungen in die Öffenlichkeit zu tragen. Das stößt oft genug auf Widerspruch und Widerstand. So auch in diesem Jahr. Am Donnerstag (1.5.2008) kam es bei Aufmärschen der rechtsextremen NPD in Hamburg und Nürnberg zu teilweise schweren Krawallen. In der türkischen Metropole Istanbul verhinderte die Polizei mit Wasserwerfern und Tränengas eine verbotene Großkundgebung und nahm etwa 500 Demonstranten fest. Friedlich blieben dagegen Kundgebungen in Russland und Frankreich.
Krawalle bei NPD-Aufmärschen
In Hamburg und Nürnberg protestierten zusammen rund 15.000 Menschen gegen Aufmärsche der NPD. In der Hansestadt lieferten sich Sicherheitskräfte und linksgerichtete Demonstranten Straßenschlachten, bei denen aus beiden Seiten Verletzte gab. Die Demonstranten zündeten Autos an und errichteten Barrikaden. In Nürnberg kam es zu kleineren Rangeleien zwischen Polizisten und Demonstranten.
DGB macht sich für Mindestlöhne stark
In Deutschland bekräftigten die Gewerkschaften die Forderung nach Einführung von flächendeckenden Mindestlöhnen und warnten vor einer sozialen Spaltung der Gesellschaft. Die Schere zwischen Arm und Reich werde immer größer, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, auf der zentralen DGB-Kundgebung in Mainz. Millionen Arbeitnehmer erhielten nur Mindestlöhne. In einem Interview der Deutschen Welle begrüßte Sommer auch den Vorstoß des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers für höhere Renten für Geringverdiener. Die Gewerkschaften warnten schon seit langem vor einer drohenden Altersarmut.
Als Redner in Mainz stellte sich SPD-Chef Kurt Beck hinter die Forderung der Gewerkschaften. Mit Beck nahm erstmals seit fünf Jahren ein SPD-Bundesvorsitzender an der zentralen DGB-Kundgebung teil. An den bundesweit 440 Mai-Kundgebungen kamen diesmal nach Angaben des DGB nur rund 416.000 Menschen, gut 100.000 weniger als 2007.
Tränengas in Istanbul
Heftig zu Sache ging es in Istanbul. Rund 30.000 Sicherheitskräfte verhinderten eine Kundgebung von mehreren zehntausend Menschen auf dem Taksim-Platz. Etliche Menschen wurden verletzt, als die Polizei mit Tränengas, Pfefferspray und Wasserwerfern gegen Gewerkschafter vorging. Die Mai-Demonstrationen auf dem Platz sind 1977 verboten. Damals wurden dort 37 Menschen getötet, als unbekannte Täter in die Menge feuerten und in der Panik viele Menschen zu Tode getrampelt wurden. Die Türkei hat den 1. Mai nach dem Militärputsch von 1980 als Feiertag abgeschafft.
Proteste gegen zu hohe Preise
In Moskau und anderen Städten Russlands zielte der Protest auf steigende Lebenshaltungskosten. Verlangt wurden deutliche Lohnerhöhungen. In Moskau nahmen in diesem Jahr rund 30.000 Menschen an verschiedenen Kundgebungen teil - unter äußerst strengen Sicherheitsvorkehrungen. In der indonesischen Hauptstadt Jakarta forderten Demonstranten niedrige Lebensmittelpreise und höhere Löhne.
Kubaner huldigen Raul Castro
Nach alter kommunistischer Tradition ließ sich der kubanische Präsident Raul Castro in der Hauptstadt Havanna von Hunderttausenden Bürgern feiern. In Frankreich demonstrierten tausende Menschen gegen den Reformkurs der Regierung. In Paris nahmen mehrere tausend Menschen an einem Demonstrationszug teil, der sich gegen eine geplante Rentenreform richtete. Auch in Marseille, Nizza, Toulouse, Straßburg, Bordeaux oder Lille kam es zu Demonstrationen.
In Spanien überschatteten drei Bombenanschläge der baskischen Untergrundorganisation ETA die Mai-Feiern. Verletzte gab es dabei nicht. Die griechischen Gewerkschaften feierten den 1. Mai mit Streiks und Demonstrationen. Bestreikt wurden die Straßenbahnen in Athen und die Fähren in Piräus. Zu Ausfällen kam es auch im Zugverkehr und im Flugverkehr. (kle)