Kosovos Ex-Ministerpräsident will kein Kriegsverbrecher sein
14. März 2005Der 36-jährige Ramush Haradinaj soll selbst albanische Zivilpersonen gefoltert haben, die der Zusammenarbeit mit den Serben verdächtigt wurden. Haradinaj gilt vielen Kosovo-Albanern als Nationalheld, vor dem UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag ist er als Kriegsverbrecher angeklagt. Er war Anfang März als Ministerpräsident zurückgetreten und hatte sich dem UN-Gericht in Den Haag gestellt. Seitdem sitzt der ehemalige Kommandeur der kosovo-albanischen Guerilla UCK in Untersuchungshaft. Sein Anwalt kündigte am Montag (14.3.2005) vor dem Tribunal außerdem einen Antrag auf Haftverschonung an.
Zivilisten als Opfer
Von März bis September 1998 soll Haradinaj im westlichen Teil des Kosovos schwere Verbrechen an Zivilisten begangen haben. Zu den 37 Anklagepunkten gehören Mord, Vertreibung, Folter und Vergewaltigung. Die Opfer seien die serbische Bevölkerungsminderheit, aber auch Roma gewesen, die vertrieben werden sollten. Zurückgebliebene sowie angebliche Kollaborateure wurden umgebracht, heißt es in der Anklage. In 17 Fällen werden Haradinaj Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen, in 20 Fällen soll er sich wegen Verletzung des Kriegsrechts verantworten. Der ehemalige UCK-Kämpfer ist der hochrangigste Kosovo-Freischärler aus dem Krieg gegen serbische Truppen, der sich vor dem UN-Gericht in Den Haag verantworten muss.
Zuverlässiger und einflussreicher Partner
Haradinaj wurde im Dezember 2004 zum Ministerpräsidenten der noch immer unter UN-Verwaltung stehenden Provinz Kosovo gewählt und wollte sich für deren staatliche Unabhängigkeit einsetzen. Den UN galt er zuletzt trotz der Vorwürfe als zuverlässiger und einflussreicher Partner. Nach Vorlage der Anklage aus Den Haag trat er jedoch zurück. Mit Haradinaj angeklagt sind der ihm damals direkt unterstellte Anführer der Einheit "Schwarze Adler", Idriz Balaj, sowie Lahi Brahimaj, ein weiterer UCK-Kommandeur. Auch sie bezeichneten sich am Montag als unschuldig.
Weiterer Angeklagter stellt sich Den Haag
Unterdessen reiste am Montag wiederum ein wegen Kriegsverbrechen angeklagter bosnischer Serbe freiwillig nach Den Haag. Der frühere Offizier der bosnisch-serbischen Militärpolizei Gojko Jankovic wollte sich ebenfalls dem UN-Tribunal stellen. Ihm werden Verbrechen an Muslimen im ostbosnischen Foca vorgeworfen. (kap)