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Aufbau und Versöhnung sind vordringlich

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Dirke Köpp
17. Februar 2016

Nach der Stichwahl um das Präsidentenamt in der Zentralafrikanischen Republik werfen sich die beiden Kontrahenten Manipulation vor. Sie sollten sich lieber auf den Wiederaufbau des Landes konzentrieren, meint Dirke Köpp.

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Zentralafrika Präsidentschaftswahlen TV-Debatte Faustin Archange Touadera und Anicet Georges Dologuele
Die beiden Kandidaten Faustin Archange Touadéra (re.) und Anicet Georges Dologuélé (li.) bei einer TV-DebatteBild: picture alliance/AP Photo/J. Delay

Wie es aussieht, wird der neue Präsident der Zentralafrikanischen Republik Faustin Archange Touadéra heißen: 58 Jahre alt, Mathematik-Professor und fünf Jahre lang Premierminister unter dem 2013 gestürzten Präsidenten François Bozizé. Er liegt nach den ersten Stimmenauszählungen der nationalen Wahlbehörde ANE weit vor seinem Mitbewerber in der Stichwahl, Anicet Georges Dologuélé, der ebenfalls 58 Jahre alt ist und auch einmal Premierminister seines Landes war. Derzeit machen die beiden Präsidentschaftsanwärter allerdings vor allem dadurch von sich reden, dass sie sich gegenseitig Wahlbetrug vorwerfen.

Interessanterweise hat Touadéra von der Prominenz des geschassten Staatschefs profitiert, und zwar obwohl Bozizé ihm seine Unterstützung entzogen hatte: Aber für viele Zentralafrikaner ist er ein Zögling des immer noch bei vielen Zentralafrikanern beliebten Bozizé. Das freilich muss kein Gütesiegel sein, denn unter Bozizé lief vieles schief.

Für jeden Präsidenten die gleichen Probleme

Wie auch immer der neue Präsident heißen mag - Touadéra oder Dologuélé: Er sollte sich nicht zu viel Zeit nehmen für Ränkespiele. Besser wäre, beide würden versuchen, zusammenzuarbeiten. Eine schwere Aufgabe in einem weitgehend zerstörten und traumatisierten Land. Aber es warten viele dringende Baustellen in der Zentralafrikanischen Republik. Und zwar nicht nur solche, die sich durch den Krieg ergeben haben, sondern von ganz grundsätzlicher Art sind: Das Justizsystem liegt am Boden, ebenso der Bildungs- und Gesundheitssektor und natürlich die Wirtschaft.

Einer der wichtigsten Aspekte, damit es nicht zu neuer Unzufriedenheit und neuer Rebellion kommt, ist die Entwicklung des nördlichen Landesteils. Denn Auslöser der Krise, die vor drei Jahren zum Putsch durch das muslimisch dominierte Rebellenbündnis Séléka geführt hatte, war der Vorwurf, dass Präsident und Regierung nichts für den unterentwickelten Norden täten. Die meisten Muslime, insgesamt nur zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung, leben im äußersten Norden, wo es kaum Schulen, Krankenhäuser und asphaltierte Straßen gibt. Der neue Präsident muss dort schnellstmöglich aktiv werden, um das Vertrauen der Menschen zu gewinnen. Touadéra hatte in der Stichwahl die Unterstützung des muslimischen Kandidaten Karim Meckassoua erhalten - eine gute Voraussetzung, ja. Aber er wird nun auch genau beobachtet werden, welche Prioritäten er setzt.

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Dirke Köpp leitet die Redaktion Französisch für Afrika

Wahrheitskommission nach südafrikanischem Vorbild

Die Sicherheitslage im Land ist weiterhin prekär. Immer noch machen bewaffnete Gruppen das Land unsicher, das Demobilisierungsprogramm läuft nur schleppend. Eng damit verbunden ist die nationale Versöhnung: Während des Krieges haben sich die Menschen der unterschiedlichen Religionsgruppen tiefe Wunden zugefügt. Dafür bedarf es einer Art Wahrheits- und Versöhnungskommission, wie Südafrika sie nach der Apartheid geschaffen hatte.

Beim Aufräumen und Aufbauen des Landes ist eine vordinglichsten Aufgaben, den gesamten wichtigen Wirtschaftssektor des Rohstoffabbaus und der -verarbeitung endlich transparent zu gestalten. Denn während des Krieges dienten die Gold- und Diamantenminen hauptsächlich dazu, die Waffenkäufe und den Unterhalt der Rebellengruppen zu finanzieren. Jetzt müssen die Gewinne endlich der Bevölkerung des drittärmsten Landes der Welt zugute kommen. Dafür muss sich der neue Präsident allerdings auch vom autokratischen Staatschef des Nachbarlandes Tschad, Idriss Déby, emanzipieren - anders als der Vorgänger Bozizé, der in seiner Amtszeit stets als Débys Mündel galt.

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