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Karlsmedaille für Reporter ohne Grenzen

15. Mai 2009

Die Organisation "Reporter ohne Grenzen" setzt sich weltweit für Pressefreiheit ein. Jetzt ist sie mit dem europäischen Medienpreis, der Karlsmedaille, ausgezeichnet worden.

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Aachens Oberbürgermeister Jürgen Linden (l.), Jean-François Julliard (M.), Frauke Gerlach (r.) (Foto: EuKu)
Jean Francois Julliard (M.) nahm den Preis für ROG entgegenBild: EuKu

Mit ihrem Einsatz für freie Recherche und Berichterstattung leiste die Organisation einen wichtigen Beitrag zum Wertefundament Europas, begründete die Vorsitzende des Kuratoriums des Medienpreises Frauke Gerlach die Auszeichnung. Die Vereinigung "Reporter ohne Grenzen" (ROG) stehe "für das Leitbild einer freien und unabhängigen Presse", sagte Gerlach am Donnerstag (14.05.2009) bei der Preisverleihung in Aachen.

Druck auf pressefeindliche Regierungen

Roxana Saberi (Foto: AP)
Roxana Saberi einen Tag nach ihrer Freilassung im IranBild: AP

Die Auszeichnung verbessere den Bekanntheitsgrad von "Reporter ohne Grenzen", bedankte sich der Generalsekretär der Organisation Jean Francois Julliard bei der Preisverleihung. Das stärke die Möglichkeiten, Einfluss auf pressefeindliche Regierungen zu nehmen.

So sei die US-iranische Journalistin Roxana Saberi am 11. Mai aufgrund des massiven Drucks der Organisation auf die iranische Regierung aus der Haft entlassen worden, sagte Julliard. "Reporter ohne Grenzen" hatten unter anderem mit einem spektakulären Hungerstreik auf das Schicksal der Journalistin aufmerksam gemacht, die von einem iranischen Gericht wegen Spionage zu einer achtjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden war.

Presserecht = Menschenrecht

Die freie Berichterstattung und die Möglichkeit, ungehindert zu recherchieren und politisch brisanten Themen eine Öffentlichkeit zu geben, gehöre als elementares Menschenrecht zur Verwirklichung der Einheit Europas, begründete die Kuratoriums-Vorsitzende Frauke Gerlach, die Wahl von "Reporter ohne Grenzen".

Unfreie Regime fürchteten die Kraft des Wortes und die freie Meinungsäußerung und versuchten, Journalisten zum Schweigen zu bringen. Überall auf der Welt beobachte die Organisation solche Entwicklungen mit Sachverstand und Sensibilität. Die Organisation verdiene für ihr Engagement höchsten Respekt, sagte Gerlach.

Auch Deutschland und Europa im Fokus von ROG

Der Stifterverein wolle Europa mit dem Preisträger auch den eigenen Spiegel vor Augen halten. "Denn auch in Europa gibt es Gefahren für die Pressefreiheit, denken wir beispielsweise an die Vermachtungsprozesse in Italien", sagte die Kuratoriums-Vorsitzende Gerlach.

Die Chefredakteurin der "tageszeitung" (taz), Bascha Mika, betonte in ihrer Laudatio, das umstrittene "BKA-Gesetz" zur Erweiterung der Kompetenzen des Bundeskriminalamts weiche die Pressefreiheit in Deutschland auf. Reporter ohne Grenzen "verlieren auch die Länder nicht aus dem Blick, in denen es scheinbar gut bestellt ist um die Pressefreiheit, wie bei uns in Deutschland beispielsweise", sagte Mika.

Politische Einflussnahme und praktische Hilfe

Die undotierte Auszeichnung der "Médaille Charlemagne pour les Médias Européens" wird seit dem Jahr 2000 im Vorfeld der Verleihung des Internationalen Karlspreises in Aachen einer Persönlichkeit oder Organisation überreicht, die sich im Bereich der Medien für die europäische Einigung einsetzt.

Die 1985 in Frankreich gegründete Journalisten-Vereinigung ROG hat ihren Hauptsitz in Paris. Die Organisation arbeitet weltweit mit rund 140 Korrespondenten und 14 Nichtregierungsorganisationen zusammen. Sie hat Beraterstatus bei der UNESCO, beim UN-Menschenrechtsrat und beim Europarat. Die deutsche ROG-Sektion mit Sitz in Berlin hat etwa 700 Mitglieder und wird von vielen Leitmedien unterstützt.

Neben der politischen Einflussnahme durch Petitionen, Demonstrationen oder Hungerstreiks leistet ROG praktische Hilfe für Journalisten bei gefährlichen Einsätzen in Krisengebieten. Über eine Notruf-Telefonnummer ist die Hilfsorganisation jederzeit erreichbar. Mitglieder können sich kostengünstig bei Auslandseinsätzen versichern und Erste-Hilfe-Ausrüstungen, Schutzkleidung sowie GPS-Ortungsgeräte ausleihen. Ein Nothilfefonds unterstützt Journalisten, die auf Grund ihrer investigativen Arbeit in finanzielle Schwierigkeiten geraten. (je/wa/dpa/epd/kna)