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Den Sündern dicht auf den Fersen

Sarah Faupel13. Januar 2009

Die Dopingjäger haben aufgeholt: das Sportjahr 2008 hat gezeigt, dass Wissenschaftler mehr illegale Substanzen nachweisen können als bisher gedacht. Das könnte dem einen oder anderen Gejagten Respekt einflössen.

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Im Trend: Doping mit BlutplasmaBild: AP
Bernhard Kohl
Dopingsünder Bernhard KohlBild: AP

16. Oktober 2008: „Ich bin schwach geworden und habe Cera genommen.“ Unter Tränen gab der österreichische Radprofi Bernhard Kohl zu, das EPO-Mittel genommen zu haben. Aber erst, nachdem Wissenschaftler ihn überführt hatten. Bis dato galt Cera unter den Sportlern als nicht nachweisbar. Ausnahmsweise waren die Dopingjäger den dopenden Sportlern einen Schritt voraus - denn normalerweise hinken sie oft hinterher. Allerdings nicht aus wissenschaftlichen Gründen, wie Bengt Saltin, ein weltweit anerkannter Spezialist für die Analyse und Aufdeckung von Dopingsubstanzen, erklärt: „Wir sind so nah dran, wir wissen, was innerhalb der Sportszene abgeht und was und wie wir testen müssen. Aber juristisch sind uns oft die Hände gebunden, und alles läuft viel zu langsam ab“. Aber, so Saltin weiter, die Wissenschaftler hätten enorm aufgeholt.

Biologischer Pass

Deutschland Sport Doping Blutprobe
Veränderungen der Blutwerte soll der biologische Pass auszeigenBild: AP

Optimistisch im Kampf gegen Doping gibt sich auch Patrick McQuaid, der Präsident des internationalen Rasportverbandes UCI: „Das Jahr 2008 hat gezeigt, dass die Athleten den Wissenschaftlern nicht mehr weit voraus sind“. Zudem setzt Patrick McQuaid auf den biologischen Pass, den seit dem 1. Januar alle Radprofis haben müssen. Auf diesem Pass werden sämtliche Blut- und Urinkontrollen aller Fahrer erfasst. So sind Veränderungen bestimmter Werte schnell zu erkennen. „Die dopenden Sportler fürchten diesen Pass, denn er zeigt sofort jegliche Form der Manipulation“, ist der UCI-Präsident überzeugt. Eine Revolution ist der biologische Pass jedoch nicht: Der Ski- und der Schwimmverband haben ihn bereits eingeführt. Als viel wichtiger erachtet Dopingjäger Bengt Saltin, Sportler im Training statt im Wettkampf zu kontrollieren - denn in der Vorbereitungszeit werde hauptsächlich gedopt, nicht bei den Turnieren selbst. Während der „heißen“ Wettkampfphase zu testen, sei naiv, vergeblich und vergeude Ressourcen. "Da werden ja höchstens noch Amphetamine und Diuretika zur Verschleierung genommen. Die Leichtathleten musst du vor allem im Winter kontrollieren, die Skiläufer im Sommertraining", fordert Bengt Saltin.

"Keine Anti-Dopingagentur, keine Olympiateilnahme"

Peter Danckert (SPD), Vorsitzender des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, aufgenommen am 19.07.2007 in Berlin in der ZDF-Talksendung "Maybrit Illner" zum Thema "Tour ohne TV; Lässt sich Doping so besiegen?" Foto: Karlheinz Schindler +++(c) dpa - Report+++ neutral, Politik, Personen, Sport, Bundestag, SPD
Peter Danckert, der Vorsitzende des SportausschussesBild: picture-alliance/dpa

Doch auch auf politischer Ebene müsse ein Umdenken erfolgen, fordert der Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag, Peter Danckert. „Das IOC und die nationalen Regierungen müssen zur Voraussetzung für die Teilnahme an den Olympischen Spielen machen, dass jedes Land eine total unabhängige nationale Anti-Dopingagentur hat, die allenfalls von der WADA kontrolliert wird.“ So lange das nicht erreicht sei und noch mehr als die Hälfte der Länder, die an den Olympischen Spielen teilnehmen, keine nationale Anti-Dopingagentur hätten, sei der Kampf gegen Doping nicht erfolgreich. Es sei also noch ein langer Weg – aber es gehe zumindest in die richtige Richtung, meint UCI-Präsident Patrick McQuaid. „Letztendlich werden wir gewinnen“. Es sei utopisch zu denken, dass der Sport jemals ganz sauber sein könnte, aber man könne die Zahl der Dopingsünder drastisch reduzieren. „Wenn nur noch ein oder zwei oder sogar eine Handvoll Idioten dopen, dann bin ich glücklich.“