1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Israel berät über Militärschlag

28. März 2002

Nach dem Selbstmordanschlag in Netanja erwägt Israel eine militärische Reaktion gegen die Palästinenser. Die israelische Regierung macht die Autonomiebehörde von Jassir Arafat direkt für den Anschlag verantwortlich.

https://p.dw.com/p/22PE
Entscheidet über Israels "Antwort": Ministerpräsident Ariel ScharonBild: AP

Bei dem schwersten Attentat in Israel seit neun Monaten starben am Mittwoch (27.3) mindestens 19 Israelis und der Attentäter. Mehr als 100 Menschen wurden verletzt, mindestens 48 erlitten schwere Verletzungen.

Noch am Mittwochabend kam das israelische Kabinett von Ministerpräsident Ariel Scharon zu einer Krisensitzung zusammen. In Jerusalem hieß es, angesichts der fortgesetzten Gewalt durch die Palästinenser müsse Israel seine Haltung zu der angestrebten Waffenruhe überdenken.

Beratungen über Militärschlag

Verteidigungsminister Benjamin Ben-Elieser beriet mit der Führung der Streitkräfte und Geheimdienste über Israels Reaktion auf die Tat. Der israelische Polizeiminister Usi Landau sagte am Ort des Anschlags: "Dies war kein Anschlag, dies war ein Massaker."

Die Palästinensische Autonomiebehörde verurteilte das Attentat und kündigte eine harte Bestrafung der Verantwortlichen an. US-Präsident George W. Bush sagte: "Dieses gefühllose, dieses kaltblütige Morden muss aufhören." Er glaube, dass selbst im Nahen Osten ein Friede erreichbar sei. Bush forderte Palästinenserpräsident Jassir Arafat und die Autonomiebehörde auf, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um das terroristische Morden zu stoppen.

Der Attentäter hatte sich trotz scharfer Sicherheitsvorkehrungen Zutritt zu der Empfangshalle des Park-Hotels verschafft und den um seinen Leib geschnallten Sprengsatz gezündet. Die Gäste wollten nach einem Gottesdienst in der Synagoge an dem traditionellen Seder-Mahl vor dem jüdischen Passah-Fest teilzunehmen. Die Lobby wurde durch die Explosion völlig zerstört.

Zu dem Anschlag bekannten sich die radikal-islamische Hamas-Organisation und die "Al-Aksa-Brigaden", die als bewaffneter Arm der Fatah-Organisation von Palästinenserpräsident Jassir Arafat gelten. Bei dem bislang schwersten Anschlag palästinensischer Extremisten seit Beginn der zweiten Intifada vor 18 Monaten hatten die Attentäter am 1. Juni 2001 in Tel Aviv vor einer Discothek 21 Menschen getötet.

Neue Hürde für Friedensprozess

Das Attentat wirft schwere Schatten über die bereits ins Stocken geratenen Bemühungen von US-Vermittler Anthony Zinni, der eine Waffenruhe zwischen Israel und den Palästinensern erreichen möchte.

Auch das Gipfeltreffen der Arabischen Liga in Beirut wird durch den Terroranschlag belastet. Nach dem Eklat am Vortag will die palästinensische Delegation am Donnerstag wieder an den Konferenztisch zurückkehren. Der palästinensische Minister für internationale Zusammenarbeit, Nabil Schaath, bestätigte entsprechende Angaben der libanesischen Gastgeber. Am Mittwoch (27.3) hatten die Palästinenser den Sitzungssaal aus Protest gegen die Weigerung Libanons verlassen, Arafats Rede live ins Tagungszentrum zu übertragen.

Im Mittelpunkt des zweiten Gipfeltages wird voraussichtlich die saudische Nahost-Friedensinitiative stehen. Sie sieht die Anerkennung Israels durch die arabischen Staaten vor. Im Gegenzug sollen die Israelis einen unabhängigen palästinensischen Staat mit Jerusalem als Hauptstadt akzeptieren und sich aus den 1967 besetzten Gebieten zurückziehen. Zudem sollen die seit 1948 geflohenen Palästinenser ein Rückkehrrecht erhalten. (mik)