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Internationale Pressestimmen der vergangenen Woche

Annamaria Sigrist1. Juli 2006

Gewalt in Nahost / Radsport Dopingskandal

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Die internationale Presse hat sich in der vergangenen Woche unter anderem mit zwei Themen beschäftigt: Mit dem Nahostkonflikt und mit dem Doping-Skandal im Radrennsport vor dem Beginn der Tour de France. Im Nahen Osten haben sich die Fronten nach der Verschleppung eines israelischen Soldaten durch militante Palästinenser und nach dem Einmarsch israelischer Truppen im Gaza-Streifen verhärtet. Die Lage wird unterschiedlich eingeschätzt:

So schreibt die Zeitung 'EL PAIS' aus Madrid:

"Die Regierung von Ehud Olmert wird ernste Schwierigkeiten haben, ihren Bürgern, den Palästinensern und dem Rest der Welt zu erklären, welche logische Verbindung es etwa zwischen den Bemühungen zur Befreiung des Soldaten und der Zerstörung des wichtigsten Elektrizitätswerks in Gaza gibt. (...) Nun gilt es, die Eskalation schnell zu bremsen. Dazu müssen der israelische Einmarsch sofort eingestellt und Hamas sowie Syrien massiv unter Druck gesetzt werden, damit sie den Soldaten freilassen."

Der TELEGRAPH aus London ergänzt:

"Israelis und Palästinenser sollten darüber nachdenken, wo ihre Konfrontation hinführt. Es ist äußerst zweifelhaft, ob Israel mit seiner Militäroffensive den entführten Soldaten befreien kann. Die Luftangriffe gehen entschieden zu weit. Das kommt einer Kollektivstrafe gleich für eine Tat, die von Extremisten begangen wurde. Geheime Verhandlungen wären hier eher angebracht, und damit kennt sich Israel ja bestens aus."

Die niederländische Zeitung DE VOLKSKRANT aus Den Haag kommentiert:

"Dass Israel den palästinensischen Überfall nicht einfach übergehen kann, ist verständlich. Aber die Verhältnismäßigkeit droht das erste Opfer der Gegenmaßnahmen zu werden. Die Bombardements haben Zerstörungen angerichtet, unter denen auch die Zivilbevölkerung stark leidet. Nicht zu Unrecht sprach der palästinensische Präsident Abbas von 'kollektiver Bestrafung'. Leider ist er einer von nur wenigen palästinensischen Führern, die sich in dieser Angelegenheit zu Recht zu Wort melden. Denn die jetzige Gaza-Krise ist in beachtlichem Maße auf die große Uneinigkeit in palästinensischen Kreisen zurückzuführen und besonders auch auf das Unvermögen oder gar den Unwillen der Hamas-Regierung, einen Kurs einzuschlagen, der zu mehr Stabilität und zu internationaler Anerkennung führt."

Zum Abschluß dieses Themas ein Blick in die NEW YORK TIMES:

"Entgegen der Hoffnung vieler Aussenstehender, hat die Hamas in ihren fünf Regierungsmonaten die Wirklichkeit nicht begriffen. (...) Wenn die Dinge so weiter gehen, können sich die Palästinenser auf einen endlosen Kreislauf von rücksichtlosen Hamas-Provokationen und unerbitterlichen israelischen Reaktionen einrichten. Daher darf der Hamas nicht gestattet werden, so weiter zu machen. Es ist nicht allein Sache Israels der Hamas diese Botschaft zu überbringen."

Damit zum nächsten Thema: Ohne die Favoriten Jan Ullrich und Ivan Basso aus Italien ist die 93. Tour de France gestartet. Sie waren wegen Doping-Verdacht vom wichtigsten Radrennen der Welt suspendiert worden.

In der italienischen Zeitung CORRIERE DELLO SPORT lesen wir:

"Inferno bei der Tour - Basso wurde ausgeschlossen. Er ist auf der schwarzen Liste von Madrid - auch Ullrich wurde verjagt....Bereiten wir uns darauf vor, die sauberste Tour aller Zeiten zu sehen, falls noch jemand Lust hat, den Fernseher anzumachen. Ivan Basso ist kein fauler Apfel, sondern ein realer Vertreter des heutigen Radrennsports. Was Ullrich betrifft, muss man sich hingegen nicht wundern: Er ist ein Sohn Ostdeutschlands und hat es fertig gebracht, sich auch dann zu dopen, wenn er gar keine Rennen fuhr."

Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG kommentiert:

"Die Tour ist ihrer großen Namen beraubt. Und erst der Blick in die neue Leere zeigt, in welch lamentablem Zustand sich der Radsport befindet. Fast alle Protagonisten der großen Rundfahrten der letzten drei Jahre wurden des Dopings überführt oder gerieten unter starken Verdacht, unerlaubte Mittel konsumiert zu haben. (...) Dass nach dem Festina-Skandal das große Reinemachen nicht stattfand, weiß man längst. Dass sich aber die Dopingproblematik seither noch verschärft hat, erkennt man erst jetzt richtig scharf."

THE TIMES aus London merkt an:

"Die Anschuldigungen reichten aus, um die Tour de France in die schwerste Krise seit der Festina-Affäre von 1998 zu stürzen. ... Ullrich und Basso haben vehement alle Doping-Vorwürfe bestritten, aber wie es aussieht, stieß ihr Protest auf taube Ohren."

Die dänische Zeitung POLITIKEN analysiert:

"Die Existenzberechtigung der gigantischen Sportshow namens Tour de France steht zweifellos in Frage, wenn die beiden größten Stars Jan Ullrich und Ivan Basso wegen Dopingverdachts von ihren Arbeitgebern zurückgezogen werden."

Die französische Zeitung LE FIGARO konstatiert:

"Die Tour verliert ihre Stars. Ein neuer schrecklicher Schlag, doch ein notwendiger, will man endgültig die Mannschaften vom Doping befreien."

Der TAGES-ANZEIGER aus der Schweiz meint abschließend:

"Für die Tour de France ist es ein Vorteil, dass die spanische Eiterbeule noch vor dem Start geplatzt ist. So wird sie wohl diesen Doping-Skandal überleben. Die Marke ist so stark und die Faszination der Rundfahrt so groß, dass sie auch ohne Superstars auskommt. Die Tour ist selbst ein Star."