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Deutschland wird innovativ

Christoph Hasselbach18. August 2016

Im Global Innovation Index, der die Innovationsstärke von Ländern vergleicht, steigt Deutschland auf. Woran das liegt, erklärt Martin Ruppert, einer der Autoren der Studie.

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Roboter - Foto: Zulfikar Abbany (DW)
Bild: DW/Z.Abbany

DW: Herr Ruppert, Deutschland hat es erstmals unter die ersten zehn der innovationsstärksten Länder der Welt geschafft. Was ist in Deutschland besser geworden?

Ruppert: Deutschland hat seit langem große Stärken. Es gibt etwa einen guten Zugang zu Informations- und Kommunikationstechnik, auch bei Patenten gehören wir nach wie vor zu den führenden Ländern weltweit. Aber der Index hat sich auch verändert. Er wurde umfassender und ergänzt unter anderem um einen Indikator, der eine echte Stärke von Deutschland widerspiegelt, das sind die Forschungs- und Entwicklungsausgaben der größten Unternehmen des Landes. Auf diesem Gebiet ist Deutschland sogar Nummer eins. Unsere wichtigsten drei Unternehmen investieren über sieben Milliarden US-Dollar in Forschung und Entwicklung. Unter anderem dieser Indikator hat Deutschland vorangebracht.

Was ist eigentlich Innovation?

Nach der Definition, die wir verwenden, ist Innovation die erfolgreiche Kommerzialisierung von Ideen. Das heißt, es geht nicht nur darum, zum Beispiel möglichst viele Patente zu erzeugen, sondern auch um die Frage, was wir damit anfangen, um den Wohlstand unserer Unternehmen und des Landes weiterzuentwickeln.

Das heißt, Innovationen um ihrer selbst willen nützen nicht viel, sie müssen auch vermarktbar sein?

Martin Ruppert - Foto: EWIV
Martin Ruppert: "Der schwäbische Ingenieur denkt um"Bild: EWIV

Genau. Letztlich geht es nicht nur darum, Neues zu tun, sondern auch darum, damit Wert zu schaffen. Diese Philosophie lässt Innovation auch messbar werden. Der Konzern 3M nutzt beispielsweise den "New Product Vitality Index", um zu messen, welchen Beitrag neue Produkte am Gesamtumsatz haben. Neue Produkte werden nach wenigen Jahren Standard sein. Das zeigt auch, dass hohe Innovationskraft auch eine permanent hohe Veränderungsbereitschaft braucht.

Warum sind keine Schwellenländer unter den ersten zehn, von denen es in den vergangenen Jahren immer hieß, sie seien besonders vorbildlich?

Innovation und Wohlstand sind eng verknüpft. Länder, die erfolgreiche Rahmenbedingungen für Innovation schaffen, legen die Grundlage für wachsenden Wohlstand. Schwellenländer wie China holen mit hohem Tempo auf. China zum Beispiel ist zum ersten Mal unter die ersten 25 gekommen.

In Deutschland hatte man sich lange daran gewöhnt, als bequemes, eher innovationsfeindliches Land bezeichnet zu werden, die Bundesrepublik galt sogar als kranker Mann Europas. Und seit ein paar Jahren scheint Deutschland von Rekord zu Rekord zu eilen. Wie erklären Sie sich das?

In Deutschland sind die Rahmenbedingungen für Innovationen gut, und es gibt eine intensive Diskussion darüber, wie wir unsere Innovationsfähigkeit weiterentwickeln können, und zwar nicht nur die von Großunternehmen. Auch bei den Start-ups wird sehr viel gemacht. Nehmen Sie die Initiative "Digitale Wirtschaft in NRW" als Beispiel: Düsseldorf bekommt einen von fünf geförderten Hubs im Bundesland, und das findet auch politisch viel Aufmerksamkeit. Ich denke, das sind Dinge, die in die richtige Richtung gehen. Natürlich gibt es aber auch weiter viel zu tun. Wenn man betrachtet, wie leicht es ist, ein Unternehmen zu gründen, dann liegt Deutschland nur auf Platz 81 weltweit, bei den Innovationspartnerschaften auf Platz 47. Aber: Unsere Unternehmen denken immer stärker daran, wie man sich öffnen und auch mit Start-ups zusammenarbeiten kann.

Das ist besonders getrieben durch die Tatsache, dass Digitalisierung für Unternehmen über alle Branchen hinweg grandiose Chancen bietet. Und viele dieser Chancen liegen ganz weit von den ursprünglichen Kernprofilen der Unternehmen weg. Auch der hochgelobte Ingenieur aus dem Schwabenländle sieht, dass die Zukunft kein reines Ingenieursdasein sein wird und dass er großartige Chancen hat, mit digitalen Geschäftsmodellen voranzukommen. Natürlich ist es schwer, eine solche Breite an Kompetenzen selbst abzudecken. Und gerade dafür ist das Thema Zusammenarbeit zwischen Großunternehmen und kleinen Start-ups ganz wichtig. Das ist sehr spannend zu beobachten. Die Herausforderung für die Zukunft ist die: Wie kommen wir von den digitalen und innovativen Leuchtturmprojekten zu einer digitalen und innovativen Masse von Unternehmen?

Martin Ruppert ist Mitautor des Global Innovation Index Report und Managing Director der Non-profit-Organisation Improve - European Innovation Management Academy. Themenfelder der Organisation sind die Bewertung von Innovationsmanagement auf Basis der weltweit führenden Vergleichsdatenbank, Training und Zertifizierung in Innovationsmanagement, Beratung und Erstellung von Studien zum Innovationsmanagement. Der Global Innovation Index wird von WIPO, INSEAD und der Cornell-Universität herausgegeben.

Das Gespräch führte Christoph Hasselbach.