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Indien und Pakistan verstärken Bündnis

Srinivas Mazumdaru23. Juni 2016

Indien und Pakistan treten dem Regionalbündnis “Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit” bei, das von China und Russland dominiert wird. Vor allem für Zentralasien ist die Erweiterung bedeutsam.

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Taschkent: SCO Treffen Pakistans Präsident Mamnoon Hussain und Xi Jinping (Foto: picture-alliance/Xinhua/M. Zhancheng)
Bild: picture-alliance/Xinhua/M. Zhancheng

Bei dem zweitägigen Treffen der Regionalorganisation Shanghai-Organisation für Zusammenarbeit (SCO) im usbekischen Taschkent, das an diesem Donnerstag begonnen hat, sollen Pakistan (dessen Präsident Mamnoon Hussain mit Chinas Präsident Xi Jinping im Artikelbild) und Indien formell als neue Mitglieder aufgenommen werden. Die Organisation mit Sitz in Peking wurde 2001 gegründet, mit den Mitgliedern China, Russland sowie den zentralasiatischen Staaten Kasachstan, Usbekistan, Tadschikistan und Kirgistan. Im Fokus der militärischen Kooperation stehen die Abwehr terroristischer Bedrohungen, auch solcher im Internet ("Cyber-Terrorismus"), der Austausch von Geheimdienstinformationen und Anti-Terror-Operationen in Zentralasien.

Mit der Aufnahme Indiens und Pakistans wird die SCO ein Zusammenschluss von Ländern, die zusammen 40 Prozent der Weltbevölkerung stellen. Chinas Präsident Xi Jinping wurde von der usbekischen Nachrichtenagentur mit den Worten zitiert, dass "Rolle und Einfluss der SCO durch ihre signifikant erweiterten Möglichkeiten zur Kooperation weiterhin zunehmen werden."

Erdölraffinerie in Kasachstan (Foto: A. Kenare/AFP/Getty Images)
Trotz Klimapolitik sind die reichen fossilen Energievorkommen in Zentralasien für Indien und Pakistan attraktivBild: picture-alliance/dpa

Erleichterter Zugang Indiens und Pakistans nach Zentralasien

Tatsächlich verfolgen Indien und Pakistan mit Nachdruck ihre jeweiligen Infrastrukturprojekte, mit denen sie sich stärker wirtschaftlich in der Region vernetzen wollen. So will Indien massiv in den Ausbau des iranischen Hafens Chabahar am Golf von Oman investieren, um sich den Handelszugang nach Iran, Afghanistan und Zentralasien zu verschaffen, der bislang durch Pakistan mehr oder weniger versperrt ist. Pakistan wiederum setzt große Erwartungen in seinen mit China vereinbarten Wirtschaftskorridor (CPEC), ein Mammut-Projekt von mehreren Milliarden US-Dollar, von dem sich Pakistan den entscheidenden Schub für seine dringend benötigte wirtschaftliche Entwicklung erhofft.

"Der Beitritt Indiens und Pakistan zur SOC wird diesen Ländern einen erleichterten politischen Zugang nach Zentralasien verschaffen. Das ist angesichts der wichtigen Rolle, die Zentralasien bei den beiden Projekten Chabahar und CPEC spielt, nicht gering zu veranschlagen", sagt Südasien-Experte Michael Kugelman vom Woodrow-Wilson-Center in Washington gegenüber der DW.

Auch Smruti Pattanaik vom indischen "Institute for Defense Studies and Analyses" (IDSA), das enge Verbindung zur Regierung hat, sieht Vorteile für Pakistan und Indien durch den Beitritt zur SCO: "Die Mitgliedschaft in der Organisation wird beiden Ländern mehr Austausch mit den zentralasiatischen Ländern ermöglichen und ihren Einfluss dort vergrößern", sagte Pattanaik gegenüber der DW.

Infografik (DW)
Chinas geplante Wirtschaftskorridore

China propagiert seine Wirtschaftskorridore

Beobachter weisen allerdings auf negative Auswirkungen durch den Dauerzwist zwischen Pakistan und Indien hin. So haben die Spannungen zwischen den beiden Ländern laut dem Experten Kugelman praktisch zur Lähmung der Südasiatischen Regionalkooperation SAARC geführt. Durch die Präsenz Chinas sei allerdings gewährleistet, dass sich Ähnliches im Falle der SOC nach dem Beitritt Indiens und Pakistans nicht wiederholen werde. China ist das dominierende Mitglied innerhalb der Shanghai-Organisation, gefolgt von Russland.

Vor dem SOC-Gipfel hat Xi Jinping im usbekischen Parlament eine erfolgreiche Zwischenbilanz der überregionalen chinesischen Investitionsstrategie, die unter den Namen "One belt, one Road" sowie "neue Seidenstraße" firmieren, vorgelegt. Gemeint sind damit Wirtschafts- und Handelskorridore, die teilweise entlang der zentralasiatischen Seidenstraße verlaufen, aber auch Südasien, Afrika und Europa berühren.

Laut Xi hat Chinas Handelsvolumen mit Ländern, die an dem Projekt "neue Seidenstraße" beteiligt sind, 2015 über eine Billion US-Dollar erreicht, und damit ein Viertel seines gesamten Außenhandels. Chinesische Investitionen in diesen Ländern hätten mit 15 Milliarden US-Dollar um 20 Prozent gegenüber 2014 zugelegt, so Xi laut Reuters.

Iran Hafen von Chabahar (Foto: A. Kenare/AFP/Getty Images)
Chabahar an der iranischen Küste zum Arabischen Meer soll modernisiert werden und Indiens Handel mit Zentralasien beschleunigenBild: A. Kenare/AFP/Getty Images

Kooperation und Konkurrenz um Einfluss-Sphären

Russland betrachtet Zentralasien als seine natürliche Einflusssphäre und deshalb Chinas wachsenden Einfluss mit Wachsamkeit. Teilweise als Gegengewicht hatte Präsident Wladimir Putin die Gründung der Eurasischen Wirtschaftsunion forciert, eines Wirtschaftsblocks aus bislang fünf Ländern. Russland bleibt auch bislang der wichtigste Waffenlieferant für die zentralasiatischen Regierungen.

Die kleineren Mitgliedsstaaten der SOC stehen nach Ansicht von Beobachtern dem Beitritt Indiens und Pakistans positiv gegenüber, als sie sich dadurch etwas mehr Spielraum gegenüber den Schwergewichten Russland und China erhoffen. Laut der Inderin Pattanaik sind die "zentralasiatischen Staaten stets an einer Balance zwischen Russland und China interessiert, denn sie wollen nicht von Russland dominiert werden". Dieses Interesse werde Indien sich als neues Mitglied in der Shanghai-Organisation zunutze machen, um seinen Einfluss in diesen Ländern zu vergrößern. Für den Südasien-Experten Kugelman ist jedoch klar, dass China und Russland weiterhin die wichtigsten äußeren Mächte in Zentralasien bleiben werden, auch wenn der Beitritt Indiens und Pakistans zu einer "etwas weniger einseitigen Gewichtsverteilung" innerhalb der SOC führen wird.