In China geht die Post ab
16. Juli 2012Als Lokomotive der Weltwirtschaft verliert China weiter an Schwung. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt wächst so langsam wie seit drei Jahren nicht mehr. Nach offiziellen Angaben stieg das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) im zweiten Quartal nur noch um 7,6 Prozent. Aber die Deutsche Post sieht bislang keine Anzeichen für einen Konjunkturabschwung. Für den Steuermann Frank Appel ist dies kein Grund zur Sorge. "Es gab schon mehrmals solche Prognosen", sagte Appel zur Deutschen Welle. "Aber es ist nie so schlimm gekommen, wie es die Leute vorausgesagt haben."
Am Donnerstag (12.07.2012) eröffnete DHL ein brandneues Drehkreuz in Shanghai. Über die ostchinesische Megametropole sollen die gesamte überregionalen Warenströme mit Nordasien laufen. Hier werden ab Mitte Juli pro Stunde 40.000 Pakete und Briefe sortiert und weitergeleitet. Der Versandverkehr betrifft nordasiatische Nachbarländer wie Japan oder Südkorea. Das 143 Millionen Euro schwere Projekt ist die größte Investition von DHL im Asien-Pazifik-Raum.
Investition in die Zukunft
Doch damit nicht genug. Einen Tag nach der Eröffnung in Shanghai weiht DHL ein neues Hauptquartier in Hong Kong ein. Kosten: 63 Millionen Euro. Das Gebäude entspricht den neuesten Umweltstandards und kombiniert Lagerung und Büros in einem. Bis 2015 sind weitere Investitionen von 300 Millionen Euro geplant.
DHL hat gute Gründe, die Präsenz in Asien weiter auszubauen. Für das Unternehmen ist der asiatische Markt der dynamischste auf der ganzen Welt. Schon heute macht das Asiengeschäft fast 20 Prozent des gesamten Konzernumsatzes aus. Tendenz steigend. Nach Vorstandschef Appel sollte die Gewichtung des Asien-Geschäfts in den nächsten fünf Jahren die 30-Prozent-Marke erreichen.
Mit der chinesischen Regierung per „du“
In China ist der deutsche Logistikkonzern branchenweit das erfolgreichste Unternehmen. Im internationalen Warenverkehr ist DHL seinen Konkurrenten wie UPS oder FedEx weit voraus. Die guten Beziehungen zur politischen Spitze in China sollen das Erfolgskonzept gewesen sein. Schon seit Anfang der 80 Jahre ist DHL in China präsent und hat schnell begriffen, wie man im Land des Lächelns Geschäfte macht. Es müsse "immer das Bestreben eines Unternehmens in jedem Land der Welt sein, gute Beziehung zu den Gesetzgebern zu halten", so der Postchef. Man müsse "verstehen, was die Regierung aus welchen Gründen entscheidet." Appel macht auch deutlich, dass ein hoher Funktionär der chinesischen Postbehörde bereits sein persönlicher Freund geworden ist.
Um China noch besser zu verstehen, wird Appel mit seinen gesamten Vorstandskollegen das Konzerngeschäft für drei Wochen von Shanghai aus lenken. Der Geschäftsmann schwimmt gern gegen den Strom des Pessimismus. Gegenüber der Deutschen Welle machte er deutlich, dass es ihn beruhige, wenn viele pessimistisch sind. Sorgen bereite es ihm dagegen, wenn die Optimisten die Mehrheit darstellten.