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Petersburger Dialog

15. Juli 2009

Der 9. Petersburger Dialog (bis 16.7. in München) soll die Verständigung zwischen Russland und Deutschland fördern und wichtige Impulse für die Regierungsarbeit geben. Eines der Themen: Die Finanzkrise.

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Die Fahnen (v.l.) von Deutschland, Russland und Bayern hängen an der Residenz in München (Foto: dpa)
Petersburger Dialog in MünchenBild: PA/dpa
Der CSU-Vorsitzende und bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer während einer Pressekonferenz (Foto: AP)
Ist um die deutsch-russischen Beziehungen bemüht: Bayerns Ministerpräsident Horst SeehoferBild: AP

Jede deutsche Stadt, und das waren Dresden, Weimar oder Wiesbaden, die sich abwechselnd mit dem russischem St. Petersburg die Ehre gibt, der Veranstaltungsort des Petersburger Dialogs zu sein, hat eigene Gründe dafür. Der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer nannte gleich mehrere: In München habe sich der russische Künstler Kandinsky der abstrakten Malerei zugewandt, hier habe der Dichter Tjuttschew viele seiner zeitlosen Fersen verfasst.

Es gibt aber auch viel mehr praktischere Erklärungen dafür, dass der Petersburger Dialog in Zeiten der Wirtschaftskrise in der bayerischen Hauptstadt tagt: "Ein Drittel aller in Russland tätigen deutschen Unternehmer stammt aus Bayern. Bislang haben die bayerischen Firmen in unser Partnerland mehr als 1,5 Milliarden Euro investiert und wertvolles Knowhow in die russisch-bayerische Zusammenarbeit eingebracht", sagt Horst Seehofer.

Natürlich stünden auch die deutsch-russischen Handelsbeziehungen, so Seehofer weiter, im Schatten der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise. Aber gerade die Krise mache bewusst, wie wichtig eine enge Zusammenarbeit für beide Länder sei. In Zukunft brauche es eine noch engere Kooperation. "Dafür haben wir in den letzten Jahren eine ausgezeichnete Basis des Vertrauens geschaffen".

Gemeinsame Lösungen

Eben um Vertrauen, mit dessen Bruch die Finanzkrise ausgelöst wurde, geht es bei diesem Petersburger Dialog. Bislang funktioniere es bei der deutsch-russischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit, versichert der Delegierte der deutschen Wirtschaft in Russland Michael Harms. "Dafür spricht, dass die absolute Mehrheit der deutschen Unternehmer in Russland bleibt. Sie haben gute Beziehungen und Vertrauen mit und zu ihren russischen Kollegen aufgebaut. Alle haben finanzielle Schwierigkeiten. Aber ich höre immer wieder: Im Gegenzug zu der Krise in Russland im Jahre 1998, als die russischen Kunden einfach untergetaucht sind, setzt man sich jetzt zusammen an einem Tisch, um zu überlegen, wie man diese Probleme gemeinsam lösen kann". Für Michael Harms ein Beweis für ein tiefes Vertrauen.

Große Herausforderungen

Dass deutsche Unternehmer längst begriffen haben, wie der russische Markt funktioniert, betont auch der unabhängige russische Wirtschaftsexperte Michail Deljagin. Aber es kann auch anders kommen in der deutsch-russischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit: "Jetzt haben wir noch kein Problem mit dem gegenseitigen Vertrauen. Aber sollte einerseits die Gas-Pipeline Nabucco fertig gestellt werden, und die russischen Gas-Exporte nach Europa drastisch sinken, und andererseits Österreich und nicht Deutschland zum Haupt-Knoten-Punkt der Energie-Verteilung in Europa wird, dann wird es einen Schock für Deutschland sein". Für diese Herausforderung, die schon in fünf Jahren Realität werden könnte, müsse man gewappnet sein.

Spannungen aushalten

Teilstück einer Pipeline mit Baggern
Teilstück der Pipeline Nord StreamBild: RIA Novosti

Die Zukunft der deutsch-russischen Pipeline "Nord Stream", für deren Bau die Genehmigungen aus den Ostsee-Staaten noch ausstehen, ist bei weitem nicht sicher, so Michael Deljagin weiter. Es gibt also keine einfachen Lösungen, sei es die Energiesicherheit oder der Ausweg aus der Finanz- und Wirtschaftskrise. Darüber sprach beim Petersburger Dialog in München sein deutscher Co-Vorsitzender Lothar de Maiziere. Gleichzeitig warnte er davor, dass der Ruf nach den einfachen Antworten leicht zum Ruf nach dem starken Mann werden könne, wie man aus leidvoller deutscher Geschichte wisse. "Wir werden daher die Spannungen, die diese Krise mit sich bringt aushalten müssen", so de Maiziere.

Die Bereitschaft, diese Spannungen zu ertragen, sie zu lindern und über die Gefahren zu warnen, das ist die Aufgabe, zu deren Lösung das deutsch-russische Forum Petersburger Dialog seinen Beitrag durchaus leisten kann.

Autor: Andreas Brenner
Redaktion: Pia Ann Gram