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IKRK: "Private Militärfirmen müssen das internationale humanitäre Völkerrecht kennen und respektieren"

22. Oktober 2004

Claude Voillat vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) im Interview mit DW-WORLD.DE

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Claude Voillat, Experte für private Sicherheitsfirmen beim IKRKBild: IRK


"Wir wollen sicherstellen, dass private Militärfirmen genauso wie reguläre Armeen das internationale humanitäre Völkerrecht kennen und respektieren. Es muss geklärt werden, wie diese Firmen besser reguliert werden können, welche Aufgaben von ihnen durchgeführt werden können, und welche nicht." Das sagte Claude Voillat vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) im Interview mit DW-WORLD.DE. Das IKRK wolle darum seine Kontakte mit privaten Militär- und Sicherheitsfirmen ausbauen. "Diese Firmen sind inzwischen eine wichtige Größe im Feld. Wenn sie wie das IKRK in Konfliktregionen agieren, sollten sie Beziehung zu allen Akteuren dort pflegen, vor allem wenn die bewaffnet sind", so Voillat, Experte für private Sicherheitsfirmen beim IKRK in Genf. Er sei darum kürzlich zu Gesprächen mit einigen solcher Firmen nach Washington gereist.


Private Militärfirmen sähen einen Markt darin, dass der Einsatz für Hilfsorganisationen in Krisenregionen immer gefährlicher wird. "Wir haben in der Tat festgestellt, dass einige Hilfsorganisationen vermehrt private Sicherheitsfirmen nutzen, um die Sicherheit ihrer Operationen zu gewährleisten. Wir haben da Bedenken. Denn dadurch verwischen die Grenzen zwischen humanitärem, politischem und militärischem Handeln. Dieser Trend bereitet momentan der humanitären Welt eine der größten Sorgen."

So schloss Voillat ein Engagement solcher Firmen zum Schutz von IKRK- Mitarbeitern aus. "Unsere Mitarbeiter sind durch unser Emblem – das Rote Kreuz – geschützt." Allerdings räumte er ein, dass es Orte gebe, wo das Emblem nicht genug Schutz bietet, da es einige der Konfliktparteien nicht anerkennen. "In einigen Ländern lassen wir unsere Gebäude schützen, z.B. in Städten wie Nairobi, wo die Polizei nicht in der Lage ist, für genügend Sicherheit zu sorgen. Unter diesen Umständen nutzen wir private Sicherheitsfirmen", so Voillat. "Dabei handelt es sich in der Regel um lokale Unternehmen, deren Referenzen wir genau prüfen."


"Wir müssen uns jetzt mit diesen privaten, bewaffneten Akteuren auseinandersetzen, bevor es zu Problemen kommt. Es gibt da ein gewisses Risiko, dass diese Firmen unsere Arbeit behindern können", sagte Voillat weiter. Bislang sei ihm aber kein gravierender Fall bekannt. "In einigen Fällen, wie zum Beispiel im Irak, wurden einige unserer Teams an Checkpoints, die von privaten Militärfirmen bewacht waren, aufgehalten", sagte Voillat gegenüber DW-WORLD.DE.

22. Oktober 2004
213/04